Skitouren in Surselva

Die HTG war wieder unterwegs

Montag, 11.3.2024: Piz Pazzola, 2581m, 1250HM

Neuschnee. Wir kommen von unserem Haus in Selva

nicht ohne Ketten weg. Und die mögen nicht so richtig auf den Reifen bleiben bei einem der Autos, es ist mühsam. Wir fahren circa eine halbe Stunde Richtung Lukmanierpaß, in Platta finden wir Parkmöglichkeiten für 3 Autos. Wir müssen erst zum Ausgangspunkt absteigen, beäugt werden wir von freundlichen Vierbeinern.

Unser Ziel strahlt vielversprechend in der Sonne,

entsprechend warm ist es unten im Osthang. Das Wildschutzgebiet darf nur auf genau definiertem Weg durchquert werden, es ist nicht zu übersehen.

500 HM später geht es schier endlos am Rücken entlang nach Süden. Das Gelände ist unschwierig bis auf eine Tragepassage.

Das Wetter wird wechselhaft, am Gipfel herrscht dagegen gute Laune, wenn nicht sogar Übermut!

Leider sind die 30cm Neuschnee eher Papp als Pulver, so gestaltet sich die Abfahrt nicht als reiner Genuß, sondern eher als Suche nach der besten Linie.

Weiter unten sinkt der Spaßfaktor weiter mit zunehmender Schwere des Schnees, mit einem steilen, engen Stockhang bzw. einer gerade noch beschneiten Wiese. Aber zumindest liegt Schnee bis zum Ausgangspunkt, eine Tatsache, die in den letzten drei Wintern nicht mehr selbstverständlich ist.

Insgesamt eine sehr schöne Tour, die wir auch bei angespannter Lawinenlage 3 sicher bewältigen konnten.

Dienstag, 12.03.2024 – Skitour auf den Vanatsch

Nach dem Frühstück geht es über Sedrun in den kleinen Weiler Cavorgia, wo wir bei bedecktem Himmel zur heutigen Skitour starten. Nach einem Wiesenhang

folgen wir den Markierungsstangen durch den Wald (Wildschutzgebiet!) und steigen zu den Alphütten von Riada (1.795 m) auf. Eine vorausgehende Gruppe führt dort einen Kompressionstest durch, den folgenden kurzen Steilhang können wir demzufolge mit Abständen queren. Über einen Kamm erreichen wir einen langgezogenen Rücken, dem wir nun weiter bergwärts folgen,

Wolken und sonnige Abschnitte wechseln sich ab. Zum Gipfel hin müssen noch zwei steilere Hänge überwunden werden, die wir sicherheitshalber wieder mit größeren Abständen begehen, es hat halt doch noch einen Dreier.

Nach etwa 3 ½ Stunden erreichen wir nach und nach den Vorgipfel des Vanatsch (2.464 m) bei mittlerweile ganz gutem Wetter, mit dem frischen Wind ist es aber etwas ungemütlich hier oben.

So fellen wir ab und fahren für eine kurze Brotzeit ein paar Höhenmeter an einen windstilleren Fleck ab. Die beiden steileren Hänge werden einzeln befahren, bei guten Schneeverhältnissen schwingen wir entlang der Aufstiegsspur ab, nur vor der Alp Riada holen wir in einem Bogen nach links aus.

Nach insgesamt ca. 5 Stunden und 1.150 Hm stehen wir schließlich wieder am Parkplatz und fahren nach einer schönen Tour mit gutem Schnee zurück in unsere Unterkunft.

Mittwoch, 13. März 2024 – Piz dell´Uomo, 2663 m ü.N.N. – vom Winde verweht.

Am Morgen wachten wir bei 10 bis 15 cm Neuschnee auf. Die elektronischen Ratgeber ließen uns  Sonnenschein am Lukmanier Pass (Cuolm Lucmagn) erhoffen und eine Tour zum Piz dell´Uomo. Also erst mal Schneeketten aufziehen, um von unserem Chalet in Selva auf die höher gelegene Hauptstraße zu kommen. Da sie gut befahrbar erschien,  legten wir die Ketten wieder ab und fuhren vorsichtig nach Disentis, wo es nach Süden zum – überraschender Weise offenen – Lukmanier Pass (1914 m ü.N.N.) ging. Auf halber Strecke mussten wir  bei anhaltendem Schneefall die Schneeketten erneut aufziehen.  Mit sehr langsamer Fahrt erreichten wir gegen 11 Uhr die Passhöhe, die uns mit eisigen Windböen empfing. Nachdem die Sicht auch nicht berauschend war,  sank die Lust auf eine Skitour auf den Piz dell´Uomo rapide und wir montierten die Schneeketten für den Rückweg nach Selva wieder ab.

Nach einer kurzen Stärkung in unserem gemütlichen Chalet bildeten sich verschiedene Neigungsgruppen für den Nachmittag.  Die es ganz gemütlich wollten, blieben am Kachelherd und holten ein Buch zum Lesen heraus. Diejenigen, die unbedingt Schneekontakt haben wollten, machten eine gut hundert Höhenmeter umfassende  Erkundungsskitour im Talboden den Vorderrhein hinauf bis Tschermut (geschätzt zwei Einwohner, einige Skitouristen und zehn Ziegen, aber eine Bahnstation). Die dritte Gruppe packte Klettergurt und -schuhe samt Seil ein und versuchte sich an mehr oder minder schwierigen Routen in der neu errichteten Kletterhalle in Disentis.

Das Wetter klarte am Nachmittag dann tatsächlich auf und versprach bessere Bedingungen für den nächsten Tag.

Donnerstag, 14.03.2024 – Badus, 2.928 m, ca. 1.450 hm,Piz Cavadri, 2.612m
ca. 1.150 hm, jeweils von Selva, 1.532 m, in Kombination ca. 1.850 hm

Am Donnerstag konnten wir bei herrlichem Wetter (Sonnenschein und blauer Himmel, kaum Wind, Frühjahrsbedingungen, aber noch nicht zu weicher Schnee) sozusagen die „Königsetappe“ der Skitourenwoche angehen. Da war es gut, dass am Vortag wetterbedingt ein Ruhetag war. Es standen zwei Gipfelziele zur Option, ggf. auch in Kombination, der Badus, 2.928 m, ein sehr schöner Aussichtsgipfel über dem Val Maighels und der Piz Cavadri, 2.612 m, gegenüberliegender Hüttengipfel der toll gelegenen Camona da Maighels (2.310 m).

An diesem Tag bildeten wir zwei Gruppen, die „Badus-Gruppe“, die um 7.30 h aufbrach, und die „Cavadri-Gruppe“, die sich gegen 8.30 / 9.00 h auf den Weg machte. Nach guter Stärkung beim Frühstück in unserem sehr schönen Feriendomizil ging es für beide Gruppen direkt vor der Haustür mit den Tourenskiern los (Ausgangshöhe 1.532 m), ein Stück entlang der Talsohle am Vorderrhein, dann nord-westseitig den Hang zum malerischen Ort Tschamut (1.645 m) hinauf, wo im Winter für Autos wegen des gesperrten Oberalppasses Schluss ist. Nach einem kurzen Stück Tragestrecke auf der Straße ging es mit den Skiern in den Talgrund Rein Anteriur / Vorderrhein hinab, leicht harschig, dann über ein kleines Brückerl auf die andere Seite des Vorderrheins und hier in leichtem Auf und Ab entlang des Flusslaufs (eigentlich hier noch eher ein Gebirgsbach) in süd-westlicher Richtung bis unterhalb des Osthangs der Alp Milez. Hier traten wir dann vom Schatten in die Sonne.

Die Tour führte in angenehmem Aufstieg den Osthang hinauf, an der Alp Milez (1.860m) liefen wir links vorbei und erreichten anschließend über schöne Hänge die Mulde am Fuß des Pazolastocks, alles sehr angenehm zu gehen. Hier trafen wir auf eine mit Stangen markierte Spur zur Camona da Maighels, der wir in direkt südlicher Richtung über die Pidutscha-Hochfläche folgten.

Hier war bis unterhalb der Hütte weitgehend Schieben angesagt, eine Talverengung passierend. Es öffnete sich mehr und mehr das wunderschöne nach Süden verlaufenden Tal mit weiß glänzenden Gipfeln zu beiden Seiten.

Für die „Badus-Gruppe“ begann ab dem Talgrund (auf ca. 2.250 m) unterhalb der Hütte der Aufstieg in westlicher Richtung in Zick-Zack-Spur über einen breiten Osthang hinauf und nach einigem Höhengewinn wieder flacher auf einen Bergkessel zu. Vor diesem liefen wir rechts (nördlich) haltend und dann wieder in westlicher Richtung auf die Gipfelmulde des Badus zu, die wir in einem Linksbogen an teilweise etwas steileren Hängen querten, bis wir den letzten, recht steilen Gipfelhang zum Skidepot erreichten.

Der Aufstieg war bestens eingespurt, die Spur war prima angelegt, gut zu gehen (bis auf die bei manchen zeitweise stollenden Felle) und hatte im Steilhang zum Gipfeldepot für die Spitzkehren sogar mit der Lawinenschaufel von einem Schweier Bergführer eingerichtete „Wendebuchten“. Anstrengend wars trotzdem, aber sehr schön. In den Steilbereichen gingen wir in Abständen. Vom Skidepot gings zu Fuß über den Südgrat in nördlicher Richtung bei gutem Stapfschnee, zum Teil ein bisserl ausgesetzt, auf den Gipfel mit Kreuz (so gute 50hm).

Ein kurzes, steileres Stückerl musste man sauber treten und Hände oder Stöcke zu Hilfe nehmen, war aber auch gut machbar, es war auch nichts vereist. Am Gipfel genossen wir die herrliche Aussicht, machten ein paar Fotos und stiegen dann anschließend vorsichtig über den Grat wieder zum Skidepot ab, wo wir eine kurze (verdiente) Brotzeitpause einlegten und nochmals die umliegende Bergwelt bewundern konnten.

Dann machten wir uns an die Abfahrt. Den Gipfelsteilhang befuhren wir einzeln, hier musste man sauber fahren, der Schnee hier war leicht inhomogen, aber es ging ganz gut. Danach gabs weitgehend entlang der Aufstiegsspur durchgehend sehr schöne Skihänge mit prima Schneeverhältnissen, die Abfahrt machte richtig Spaß!

Wieder in der Talmulde angelangt, fellten wir auf und spurten das kurze Stück zur Camona da Maighels hinauf, wo wir uns angesichts der doch eher warmen Temperaturen so richtig auf etwas zu trinken freuten. Wir hatten vor der Hütte einen schönen Tisch und genossen Getränke und feinen Kuchen (Nusstorte oder Aprikosenkuchen), wobei die Messlatte für Kuchen wegen der sehr feinen, mitgebrachten Kuchen, die wir jeden Nachmittag in unserem Ferienhaus genossen, schon sehr hoch lag. Die Hüttenpreise waren für Schweizer Verhältnisse moderat, die Damen von der Hütte schweizerisch bestimmt, aber sehr freundlich. Als wir fertig getrunken und gegessen hatten, konnten wir unseren Tisch nach Austausch über die jeweiligen Tourerlebnisse an diesem Tag direkt an die vom Gipfel des Piz Cavadri eintreffende „Cavadri-Gruppe“ übergeben.

Die „Badus-Gruppe“ entschloss sich, den Cavadri auch noch mitzunehmen, und falls es die Verhältnisse zulassen würden, die Nordseite direkt nach Tschamut abzufahren.

Also gings nochmal ca. 350 hm hoch, in schöner Spur im Zick Zack, der Schnee schon etwas weicher, aber noch gut zu gehen. Auch vom Cavadri hatten wir eine sehr schöne Aussicht und konnten auch unsere Spuren am westlich gegenüberliegenden Badus bewundern und fotografieren.

Nach kurzem Gipfelstopp checkten wir die Lage, die Nordseite war beginnend in einer Mulde eingespurt, es gab eine Mulde, durch die der direkte steile Gipfelhang umfahren werden konnte, und entschieden uns dort abzufahren. Einen nach der Mulde abzufahrenden, steileren breiten Hang fuhren wir, ebenfalls wie die Mulde, einzeln ab, auch ansonsten in Abständen.

Oben gab es sehr schönen, gleichmäßigen Pulverschnee, ab der Mitte der Abfahrt wurde der Schnee zunehmend weicher, schwer, ein bisserl Deckel war mal dabei, und es kostete ganz schön Kraft, bis man wieder unten war am Brückerl, über das wir in der Früh gekommen waren.

Danach gings nur noch über Tschamut zurück nach Selva. Dort wartete nochmals Kaffee und Kuchen und die andere, schon längst eingetroffene Cavadri-Gruppe.

Insgesamt ein sehr schöner Tourentag, gute Bedingungen, sehr schöne Touren und Gegend. Da hat sich die Schweiz nicht lumpen lassen und sich von ihrer besten Seite gezeigt 😉. Bis auf zwei Tage mit schlechterem Wetter waren wir ohnehin recht verwöhnt von gutem Skitourenwetter.

Am Abend gabs dann zur Stärkung ein leckeres Curry, das nach der (schönen!) Anstrengung sehr willkommen war.

Freitag, 15.03.2024, Piz Maler, 2.790 m, ca. 1400 hm

Am heutigen Freitag stand der Piz Maler auf dem Programm. Wir hatten die Tour schon seit einigen Tagen im Kopf, aber die Lawinenlage besserte sich im Lauf der Woche erst langsam und auch die Wettervorhersage für den Freitag wurde erst kurzfristig besser. Die Tourenwahl bot sich auch deswegen an, da die Möglichkeit bestand, nur bis zum Vorgipfel Garvers dil Tgom (2489 m) zu gehen. So stellten wir morgens die Autos in Surrein ab (das Lösen eines Parktickets per App beherrschten wir mittlerweile ja) und gingen los. Es hätte laut Führer auch die Möglichkeit bestanden, mit der Luftseilbahn Tgnom die Tour ein Stück abzukürzen, aber die Fahrt hätte man am Vorabend buchen müssen. Die Tour ging zunächst über Wiesengelände, bis wir auf einen Almweg stießen, welcher uns durch den Wald bis zu dessen Grenze führte. Von da ab ging es in freiem Gelände in angenehmer Steigung den Bergrücken entlang über die Kuppen Nual und zum Zwischenziel Garvers dil Tgnom. Nachdem das Wetter es so gut mit uns meinte, entschlossen sich alle dazu, doch noch weiterzugehen. Zunächst mussten wir abfellen und ca. 100 hm abfahren, bevor es dann in den Aufstieg des Gipfelhangs ging. Am Skidepot/Vorgipfel des Piz Maler war für einige Schluss, einige von uns stiegen die letzten ca. 80 Höhenmeter dann noch bis zum Gipfel auf, von dem aus sich ein herrlicher Ausblick bot.

Insgesamt haben so alle ca. 1400 hm bewältigt, was nach der gestrigen Tour keine Selbstverständlichkeit war. Bei der Abfahrt entschieden wir uns für die Nordabfahrt ins Vorderrheintal, die noch bestes Pulver für uns parat hielt – ein Traum.

Lediglich am Ende der Abfahrt wurden die Verhältnisse etwas ungemütlicher. Während die Vorhut (welche sämtliche Fahrer beinhaltete) Richtung Rueras abfuhr und dann weiter zum Auto fuhr/schob, versuchte die Nachhut die direkte Abfahrt zum Quartier in Selva. Leider ließen die Verhältnisse dies nicht zu und so fuhren wir direkt in die Talsohle, fellten nochmals auf und gingen noch ca. 20 Minuten nach Selva zurück. Da uns die Nachmittagssonne ins Gesicht schien und wir nochmal den Ausblick Richtung gestriger Tour auf Piz Cavradi und Piz Badus genießen durften, ließ sich der Weg aber gut aushalten.

Nachdem alle daheim eingetrudelt waren, gab es Kaffee und Sybilles leckeren Schweizer Rüblikuchen und alle ruhten noch ein bisschen aus.

Am Abend stand dann zum Ausklang der durch und durch gelungenen Skitourenwoche noch das Schweizer Käsefondue mit reichlich Kirschwasser auf dem Programm. So ließen wir den Abend gemütlich ausklingen und wie nicht anders zu erwarten, haben wir zufrieden und glücklich alles restlos aufgegessen.

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