In der Au und Haidhausen

Wissens- und anderer Durst gestillt

10.11.23, mit Werner Kienastl – Am Isartorplatz, Eingang Globetrotter hatten wir den letzten Teilnehmer „eingesammelt“ und so starteten wir – 16 KranzlerInnen – zu unserem diesjährigen Stadtspaziergang in München.

Am Deutschen Museum angekommen bahnten wir uns einen Weg durch die Baustelle und überquerten die Zenneckbrücke. Der Stadtteil Au breitete sich vor uns aus – ein legendäres, typisches und urmünchnerisches Viertel. Dabei wurde der Ort im Überschmemmungsgebiet der Isar erst im Jahr 1854 eingemeindet und die Geschichte ihrer Einwohner ist über weite Strecken eine Geschichte der Not und des Elends, aber auch der Subkultur und der Kunst des Überlebens.

Es ging vorbei am Geburtshaus Karl Valentins, dem Pöppel’schem Waisenhaus (Michael Pöppel nahm sich der durch den Erbfolgekrieg verwaisten Kinder an und erbaute mit Zuschüssen dieses Haus) und dem Pesthaus, das 1458 entstand und vom Joseph Vilsmeier detailtreu restauriert wurde. Wir staunten über die äußerste Wucht des Auer Mühlbaches, der die beiden Papierfabriken mit Energie versorgte. Das Wirtshaus in der Au wurde 1900 eröffnet, hatte eine eigene Brauerei und hier gelangten alle bekannten Stücke Karl Valentins zur Aufführung. In der Au war das größte Bauwerk das Wollwerk (1679 Tuchwerk für Militäruniformen), es entstand auch eine Rüstungsschmiede, eine Tabakfabrik und Franz Xaver Meiller gründete eine für die deutschen Kippfahrzeuge bekannte Firma. Legendär sind auch die Museum Lichtspiele. Hier läuft seit 1976 die bekannte „Rocky Horror Picture Show“.

Wir verließen die Au und kamen mit dem Kulturzentrum Gasteig in Haidhausen an. Dahinter befand sich bis 1979 der für das gescheiterte Hitlerattentat bekannte Bürgerbräukeller. Im Gasteigberg entstand früher eine regelrechte Lagerstadt mit 50 Lagerkellern, die den umliegenden Brauereien dienten. Vorbei am Backsteinbau der St. Johannes Kirche gelangten wir zur Inneren Wiener Straße, wo der Ende des 19ten Jahrhundert im Stil des Neorenaissance erbaute Hofbräukeller zu einer wohlverdienten Mittagspause einlud.

Nach einem ausgiebigen Essen in der urigen Traditionswirtschaft kamen wir zum dörflichen Wiener Platz, wo schon Meister Eder in seinem Stammlokal „Zum Huterer“ sein Bier genoss.

An der Kreppe befinden sich zwei alte Herbergshäusl aus dem frühen 19ten Jahrhundert – hier ist die Zeit stehengeblieben.

Vorbei am Grütznerhaus und dem Denkmal „Franz von Kobell“ (Geschichtenschreiber des Brandner Kasper) entdeckten wir das Maximilianeum und traten dahinter in die herbstliche Stimmung der Maximiliansanlagen ein.

Am Friedensdenkmal hatte uns der Verkehr wieder, hier gibt es schon seit 10 Jahren Street-Art vom Feinsten. Die Grundsteinlegung des Denkmals erfolgte 1896 und erinnert an das 25-jährige Jubiläum des Friedensschlusses nach dem Deutsch-Französischen Krieg 1870/71.

Am Prinzregententheater schwenkten wir in Richtung Haidhausen ein. Bis in die 70er Jahre war Haidhausen ein Glasscherbenviertel mit verfallenem Altbestand – das Viertel ist älter als die Landeshauptstadt München (erstmals 808 erwähnt). Wir schlenderten durch den Haidhauser Friedhof, an der Kirche Johannes der Täufer vorbei und erreichten am Kriechbaumhof – ein Herbergsanwesen, das heute der Alpenvereinsjugend dient –  das historische Zentrum.

Aus eins mach viel. Diese Kunst beherrschen die Haidhauser, seitdem sie ihre Betten an „Einschläfer“ (heute Airbnb) vermieten.

Über die Metzstraße, die fast gänzlich unter Denkmalschutz steht, schlenderten wir ins Franzosenviertel und erreichten nach dem Bordeauxplatz den Ostbahnhof.

Jetzt war unser Wissensdurst gestillt und ein überaus interessanter, eindrucksvoller Tag ging zu Ende. Sogar die S-Bahn für mal pünktlich.

Teilnehmer: Nötel Helga, Friedrich Elfi, Altschäffel Gisela, Triller Monika, Gröden Gisela, Teige Karin, Wörndle Sonja, Huber Heinz, Ottmann Christa, Triller Edeltraud, Sieger Paula, Huber Martin, Robinson Ingrid, Graser Aloisia, Koschek Magdalena und Stefan, Kienastl Werner (Leitung, Bericht)

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