Im Sisi-Wolkenhaus

Auf der höchsten Hütte Südtirols

28.-30. Juli 2023, mit Rainer Pollack (Bilder am Ende des Berichts)

Freitag, 28. Juli

12:30 Uhr startete man in Walpertskirchen, in Haag wurde noch Veronika aufgegabelt und mit viel Verkehr erfolgte die Anreise ins Südtiroler Ridnauntal über die Inntalautobahn und den Brenner. Gegen 16:45 startete man bei schwülem, aber gutem Wetter den Aufstieg vom Bergbaumuseum am Talschluss von Maiern über die Burghardklamm in vielen Serpentinen hinauf zum Aglsboden (1720 m). Nach einer flachen Strecke folgte der nächste, sehr steile Aufstieg in engen Kehren, neben einem Wasserfall hinauf ins tief eingeschittene Egattal. Über Stock und Stein ging es am wild aufbrausenden Fernerbach wiederum nach einer Flachstrecke steil hinauf zur Grohmannhütte (Rifugio Vedretta Piana, 2254 m), die man kurz nach 19 Uhr erreichte und die das erste „Wolkenhaus“ darstellte. In ihr können lediglich acht Personen übernachten und das Stockbettlager befindet sich im Hüttenspitz mit Zugang über eine Außentreppe. Dementsprechend wenig Platz gab es für die Rucksäcke. Spannend auch das WC, das sich in einem kleinen separaten Gebäude neben der Hütte befindet. Wer also in der Nacht auf das WC musste, sah sich gezwungen, sich aus dem Stockbett irgendwie herauszuschälen, die Außentreppe hinunterzugehen, aufzupassen, nicht über den mit Seil gesicherten Abhang hinunterzustürzen, den Bewegungsmeldern rund um die Hütte und deren Lichtschein zu trauen und dann glücklich das Häuschen zu erreichen. Das war ab etwa 21 Uhr herausfordernd, nachdem es ordentlich zum Regnen begann. Das Abendessen mit Frittatensuppe, Bratkartoffeln und Spiegelei, sowie einem guten Kaiserschmarren mundete und gegen 22:30 Uhr war Hüttenruhe.

Gehzeit: rund 3 Stunden, ca. 900 Hm, 12 km

Samstag, 29. Juli

Um 7 Uhr gab es Frühstück und der Blick nach draußen sorgte für Sorgesfalten beim Tourenleiter. Der Wetterbericht meldete von der Früh weg schönes Wetter und nachmittags Regen und Gewitter. Wolken zogen um die Hütte und von Westen schaute es schwarz am Himmel aus. Gegen 8 Uhr startete die Gruppe dann und kam gehörig ins Schwitzen. Zur Teplitzer Hütte, die wie ein Adlerhorst (oder 2. Wolkenhaus) direkt über der Grohmannhütte hängt, ging es gleich einmal in vielen steilen Kehren hinauf, mit zwei seilgesicherten Passagen, die einen kleinen Vorgeschmack auf das boten, was dann angesagt war. Nach knapp einer Stunde genoss man den Ausblick von der Teplitzer Hütte (Rifugio Vedrette Pendente, 2586 m) zum Übeltalferner und hinüber zum Becherhaus, das frech auf dem Bechergipfel thront und viel näher schien, als es dann war. Vom Tal zogen immer wieder Nebel auf, dann kam wieder die Sonne zum Vorschein, dann wurde es wieder von Westen her schwarz. Es blieb aber bis zum Becherhaus trocken. Ab der Teplitzer Hütte war dann für die nächsten rund 3,5 Stunden volle Aufmerksamkeit, Kraft und Trittsicherheit erforderlich. Ab dem Garnsberg mit seinen vom Gletscher abgeschliffenen Felsplatten ging es zur Sache. Zuerst erfreute der in verschiedenen Blautönen gefärbte Vogelhüttensee die Erdinger Bergsteiger*innen und der Blick zum Becherhaus. Hier konnte man der irrigen Meinung sein, bald sei das Ziel erreicht. Dann folgten in den ausgesprochen steilen Hängen und Abstürzen um den See auf dem Karl-Vogel-Weg/Carl-Sonklar Weg eine spektakuläre, ausgesetzte, klettersteigähnliche Passage nach der anderen. Dann tauchte das Kar unter dem Roten Grat auf, das mit einem seilgesicherten Abstieg, einer Querung eines Schneefelds (ehemaliger Gletscher) und wieder steilem, seilgesicherten Aufstieg durch Wasserrinnen hinauf zum Wandfuß des Bechers aufwartete. Ein Schild zeigte: 1 Stunde Becherhaus, wir brauchten fast zwei. Nun zog Nebel ein. Die letzten 300 Höhenmeter hatten es noch einmal in sich. Fast komplett seilgesichert und mit Klammern versehen, ging es gefühlt fast senkrecht zum Sisi-Wolkenhaus, dem Rifugio G. Biasi al Bicchiere (3195 m), das vor dem 1. Weltkrieg noch Kaiserin-Elisabeth-Schutzhaus hieß und von der Sektion Hannover erbaut worden war. Der Nebel riss auf und so konnte man die herrliche Rundumsicht auf Wilder Freiger, zur Müllerhütte, Schwarzwandspitze, Botzer und zum allerdings auch schwindenden Übeltalferner (Vedretta di Malvalle) genießen. Zuerst wurde noch überlegt, den Wilden Freiger anzugehen, allerdings meinte der Hüttenwirt der sehr gut geführten Hütte, dass es ab 14 Uhr Regen geben solle. So feierte man erst einmal den „Gipfelhütten-Sieg“ und vor allem Sepp war glücklich, der sich die Tour zu seinem 75. quasi gewünscht hatte. Der Hüttenwirt begrüßte die Kranzler mit einem Kirschschnaps. Nach einer gemütlichen Mittagspause und dem Genießen von ein paar Sonnenstrahlen wurde es ziemlich schnell kalt und gegen 15 Uhr fing es dann zum Regnen an. Bis zum Abendessen konnte man noch ein Nickerchen machen. Auch im Becherhaus hatte die Gruppe ein 5er Zimmer, das mit zwei Stockbetten und einem Einzelbett aufwartete. Die oberen Betten waren von Antje und Rainer nur jeweils mit einem gewagten Turnaufschwung zu erreichen, wobei die Betten ganz schön wackelten. Aber: es klappte immer und keiner fiel herunter. Platz für die Rucksäcke war ebenso wenig, wie in der Grohmannhütte. Um 19 Uhr gab es Abendessen: Blumenkohlsuppe, Geschnetzeltes mit Reis und Pudding. In der Nacht regnete, gewitterte und stürmte es.

Gehzeit: rund 4,5 Stunden, ca. 1200 Hm, 9 km

Sonntag, 30. Juli

Um 7 Uhr gab es Frühstück. Nach Westen sah es wieder schwarz aus, es hatte aber aufgehört zu regnen. Gegen 7:30 Uhr zog es wieder zu und es begann leichter Schneefall, begleitet von stärkerem Wind. Irgendwie keine leichte Entscheidung, wann loszugehen sinnvoll sei, da ja gerade der erste Teil des Steigs sehr ausgesetzt und felsig ist. 8:30 Uhr gab Rainer das Startsignal und behutsam und sehr vorsichtig machte man sich an den Abstieg. Es hatte aufgehört zu schneien und zu regnen und die Felsen waren trotz der Feuchtigkeit griffig. Der Schnee hatte sich glücklicherweise nicht auf den Felsen angelegt. Die Sonne kam heraus, dann wieder regnete es leicht, dann wieder Sonne, dann Regen. So ging es den ganzen Tag. Auch hier war der Wetterbericht leider nicht besonders zuverlässig, der nach letzten lokalen Regenschauern am Morgen Sonne den restlichen Tag gemeldet hatte. Am Fuß des Bechers wurde nach den schwierigsten Passagen erst einmal tief durchgeatmet und über den Karl-Vogel-/Carl-Sonklar-Weg ging es zur Teplitzer Hütte, bei der von 12:30 – 13:15 Uhr Mittagspause während eines Regenschauers gehalten wurde. Der Abstieg hinunter bis zum Parkplatz in Maiern beim Bergbaumuseum war lang, sehr lang und dauerte eine gefühlte Ewigkeit, trotz der herrlichen Landschaft. Eine kurze Pause gab es nochmal bei der Grohmannhütte, bei der Veronika den Apfelstrudel unbedingt kosten musste und der sehr gut war.

Müde, aber sehr glücklich und wohlbehalten kam die Gruppe wieder zurück zum Ausgangspunkt.

Gehzeit: rund 8 Stunden, ca. 1800 Hm im Abstieg, 300 Hm Aufstieg, 21 km.

Gegen 17:45 Uhr fuhr man zurück und war überrascht, dass auf der Brenner- und Inntalautobahn überhaupt nichts los war. Ein schöner Abschluss!

Alle waren sich einig, dass es ein eindrucksvolles Bergerlebnis zu Sisi´s Wolkenhaus war, das mit langen seilgesicherten Passagen große Konzentration über lange Strecken, aber auch eine gehörige Portion Kondition erforderte. Das Wetter war durchwachsen, aber man konnte sich letztendlich auch nicht wirklich beschweren. Der Tourenleiter freute sich über die großartige Moral in der Gruppe und natürlich letztendlich auch, das alle wieder wohlbehalten zum Parkplatz kamen. Die Teilnehmer*innen dankten Rainer für die umsichtige Führung der anspruchsvollen Tour bei den herausfordernden Wetterverhältnisse. 

Teilnehmer: Ute Kashoa, Veronika Eisner, Antje Lohrmann, Josef Kirmair

Tourenleitung: Rainer Pollack

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