Kraftkranzl beim Kletterwettkampf in Nürnberg
28.10.23 – Wenn Alpenkranzler an einem Samstagmorgen zur Tour aufbrechen, dann steigt um sie herum Morgennebel aus duftendem Kiefernwald, Steinadler umkreisen die Wanderer und Kuhglocken-Geläut verheißt die nahe Alm, wo der Kaiserschmarrn in der Pfanne vor sich hin karamellisiert. Manchmal aber führt der morgendliche Zustieg hinterm McDonald’s durch ein Industriegebiet, vorbei am Cross-Fit-Schuppen und der bulgarischen Import-Export-Garage, bis man auf dem Kiesparkplatz der Kletterhalle Bambule im Nürnberger Süden landet.
Die Tourengruppe vom Alpenkranzl Erding, das waren am 28. Oktober Severin Lex, Nikola Wörz und Christoph Thees vom Kraftkranzl als Teilnehmer der Offenen Nürnberger Stadtmeisterschaften im Klettern.
Nürnberg ist eigentlich ein Klettermekka – mit dem nahen Frankenjura und mit drei großen Boulderhallen in der Stadt. Eine Stadtmeisterschaft als offenen Wettkampf, an dem auch Athleten von auswärts teilnehmen können, gibt es in Nürnberg noch nicht so lang. Der Wettkampf selbst zeigte sich dann auch nicht als Großveranstaltung, sondern als kleines und feines Event mit toller Atmosphäre.
Sportlich ging es durchaus zur Sache: Acht Routen mit Schwierigkeitsgrad 6 bis 9 mussten in der Qualifikation geklettert werden, im Flash-Modus. Das bedeutet: Jeder hat nur einen Versuch, darf aber anderen beim Klettern zuschauen.
Markierte Griffe in den Routen wiesen die Punktzahl aus, maximal 100 Punkte gab es in jeder Route, zusammen waren also 800 Punkte in der Quali drin. Bei diesem Umfang geht es immer auch um Taktik: Mit welcher Route fange ich an? Wann bin ich warm genug, um in die schwerste Route einzusteigen? Wem schaue ich vorher in der Route zu, um die Bewegungen in der Schlüsselstelle zu kennen?
Das Erdinger Team aus Nikola, Severin und Christoph entschied sich: Aufwärmen in den mittelschweren Routen und dann zügig in die zwei schwersten. Eine Taktik, die sich zum Ende der Qualifikation bezahlt machte, weil die meisten anderen Teilnehmer die schweren Routen erst zum Schluss auf der Liste hatten und dadurch Schlange stehen mussten.
Severin war von Anfang an stark unterwegs und scheiterte in der drittschwersten Quali-Route unglücklich nach einer falschen Griffreihenfolge.
Die Erdinger Kraftkranzl-Trainerin Nikola zeigte einmal mehr starke Wettkampfnerven und kämpfte sich auf einen sechsten Rang in der Damen-Gesamtwertung.
Das hätte fürs Finale bei den Damen gereicht, wenn nicht zwei der Finalplätze für Teilnehmerinnen der Jugendwertung reserviert worden wären, die für ein eigenes Finale zu wenig Teilnehmerinnen hatten. Nach der Qualifikation stand im Erdinger „Tourenbuch“ ein Ergebnis von 639 Punkten und Platz 12 für Severin, 650 Punkten für Nikola und 700 Punkten für Christoph. Dem reichte dieses Ergebnis zum Finaleinzug der besten sechs Herren.
Die Finalrouten im überhängendsten Teil der Kletterhalle, die während des Wettkampfs unter einem schwarzen Tuch verborgen waren, entpuppten sich als boulderlastige Prüfsteine. Die Veranstalter hatten aus gegebenem Anlass kurzerhand entschieden, die beiden Routen für Damen und Herren zu tauschen. Die schwerere Herrenroute wurde zur Damenroute, denn die weiblichen Teilnehmer erwiesen sich als deutlich stärker als die Männer.
Für Christoph war – wie für drei andere Finalteilnehmer – schon in der ersten Hälfte der Finalroute an einem dynamischen Längenzug das Limit erreicht. Mit Platz 6 in der Herren-Gesamtwertung war der Erdinger Kraftkranzl-Trainer am Ende aber sehr zufrieden.
Beim nächsten Wettkampf im Dezember wird das Kraftkranzl mit vier Athleten dabei sein, denn mit Markus Bauer gibt Erdings neuer, obacht: „Senkrechtstarter“ sein Wettkampfdebüt.
Ein Super-Wettkampf mit toller Stimmung, Wettkampferfahrung fürs Erdinger Team und Lust auf mehr – das ist die Bilanz von unserer Herbsttour ins Nürnberger Industriegebiet.
Bericht: Christoph Thees
Fotos: Frank Steidl