Zur Priener Hütte

Wintereinbruch: Die Yetis vom Geigelstein

26.11.2023, mit Markus Zimmermann – Nachdem das Wetter in den letzten Tagen zunächst eher schlechter angesagt war starteten wir früh morgens um sechs Uhr zu fünft vom Parkplatz in Altenerding bei noch meist ungeräumten und teils etwas glatten Straßen. Doch bald ging es zügig und entspannt über die Autobahn nach Aschau, vorbei an der Kampenwand und einige Meter, bevor wir unseren Startpunkt erreicht hatten, ist ein fremdes Auto im Graben gelandet. Doch es verlief alles glimpflich und die Polizei war auch gleich vor Ort. So stärkten wir uns bei unangenehmen Minustemperaturen noch mit heißem Kaffee und ein paar Naschereien und gingen bei etwa 30cm Neuschnee los.

Die ersten Schritte ging es auf der frisch verschneiten Forststraße gemächlich bergauf. Doch schon bald bogen wir auf einen tief verschneiten Waldpfad ab, die Sonne ließ sich bei kurzzeitig blauen Flecken im Himmel blicken und wir genossen dieses herrliche Winterwonderland.

Also schien der morgendliche Wetterbericht schließlich doch recht zu behalten und es sollte zwar überwiegend trüb werden und ab und an war auch leichter Schneefall vorhergesagt, doch die Sonne ließ sich hin und wieder blicken und zauberte eine wunderschöne Atmosphäre in der tief verschneiten Winterlandschaft.  

Nach und nach gewannen wir mühselig in der nahezu unberührten Natur an Höhe. Heute ließen sich nur wenige auf dem abgeschiedenen Pfad blicken. Warum nur? … und auf einem Schild war beiläufig noch zu lesen „Schütze die Natur und bleib auf dem Weg“ … auf welchem Weg nur, hier war längst kein Weg mehr erkennbar.

Mittlerweile hatten wir bei knapp 1400 HM bald die Schreckalm erreicht und versanken immer wieder Knietief im weichen Schnee. Doch es schien zunächst als würde es besser wenn wir wieder einen breiteren Weg erreichen würden. Doch weit gefehlt, der Wintereinbruch der letzten Tage und der wohl heftige Wind hier drob’n hatte jede noch so kleine Rinne zugeweht und so sanken wir immer wieder teils hüfttief im Schnee ein.

Trotz aller Anstrengungen die wir benötigten um wieder aus den Schneemassen auf die Beine zu kommen behielten wir unsere gute Laune. Zwar bliess der Wind teilweise unschön und vor allem eiskalt, doch wir waren so sehr mit dem Vorankommen beschäftigt und von den in drei Tagen gefallenen Schneemassen beeindruckt, daß wir uns auf die immer schwerere Wegfindung konzentrierten und dennoch die Muße hatten, immer wieder die sagenhafte Landschaft zu bestaunen.

Teils waren es wohl um die 120 cm Neuschnee und somit hatten wir unser ursprüngliches Ziel, den mit 1808m höchsten Gipfel des Chiemgaus zu erreichen längst aufgegeben. Wir waren sehr froh noch bei der Dämmerung auf der Priener Hütte anzukommen.

Ein geselliger Hüttenabend stand zwar ursprünglich nicht auf dem Programm, doch diesen ließen wir uns nicht nehmen und genossen erstmal eine Riesenportion hausgemachter Suppe in der gemütlichen mit offenem Feuer eingeheizten Stube. Schließlich machten wir uns auf eine genussvolle Nachtwanderung mit ihrem ganz eigenen Reiz über die gut begehbare Rodelbahn auf den Weg Richtung Tal. Dort spät, aber wohl auf und bestens gelaunt angekommen waren wir uns einig: Diese Tour war ungeplant viel anstrengender als gedacht, doch der Reiz der Tour samt aller Anstrengungen und der wohltuenden Nachtwanderung barg eine völlig einzigartige Erfahrung und hatte uns großen Spaß gemacht. Nun dürfen wir uns wohl durchaus als die Yetis vom Geigelstein bezeichnen.

So überraschend kann der Winter sein. Eine überaus, den Schneeverhältnissen entsprechend anspruchsvolle und anstrengende Tour im winterlichen Flair. Am Ende waren es 14 km und 8 Stunden Gehzeit im Aufstieg sowie knapp 2 Stunden Gehzeit im Abstieg trotz rund 850m Höheunterschied. Wir kehrten gut und vor allem gesund mit vielen tollen Erfahrungen und Impressionen zurück.

Teilnehmer: Beate Diaw, Petra Wiche-Wendler, Angela Nirschl, Konrad Holland
Fotos: Angela Nirschl, Konrad Holland, Markus Zimmermann
Tourenleitung und Bericht: Markus Zimmermann

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