Skitouren im Val Müstair

Grundloser Gries

2.-5.2.2023, mit Constanze Klotz – Neuschneemassen bis 1m waren in den Nordalpen angekündigt. Und im Val Müstair zumindest 30cm. Neuschnee. Vor Ort: Nullkommanull Neuschnee.

So fing es an und so blieb es bis zum Schluss. Der schlechteste Schnee meiner 40-jährigen Skitourenzeit. Oben windgepresster Harschdeckel, drunter alles aufbauend umgewandelt: Gries. Grundlos. Stürzen nicht so schlimm, aber wieder auf die Beine zu kommen.  Kurz und schlecht: Vom Schnee her eine einzige Katastrophe. Dennoch war es eine nette Tour, weil die Teilnehmer und die Unterkunft das wettgemacht haben.

Donnerstag, 2.2.2023
Munt Buffalora

Auf dem Weg zum Munt Buffalora

Nach der frühen Abfahrt hat es gedauert, bis wir auf den dritten Anlauf einen Berg gefunden haben, auf dem genug Schnee zum Tourengehen lag.

So laufen wir gegen Mittag los, das Wetter ist mittelprächtig: Die uns bereits entgegenkommenden Gruppen haben fast alle abgebrochen, wegen des Windes. Auch uns wird es so gehen. Bis dahin steigen wir erst mal durch ein breites Bachbett, vorbei an der Alpe Buffalora, auf einem Weg durch lichten Zirbenwald gemütlich aufwärts. Bärbel und Reinhold kennen sich hier aus: Im Sommer, mit MTB ist es hier herrlich. Weiter oben, als es steiler wird und wir den Windschutz des Waldes verlassen, wird es ungemütlich. Eine kurze Trinkpause wird bei einem Teilnehmer stark verlängert: Der Wind nimmt Ausrüstungsgegenstände mit. Circa 100 Hm extra Aufstieg für die Suche sind das Ergebnis. Und ab da muss er ohne Helm abfahren, denn der ist unauffindbar davon gekullert. Wir brechen bei Erreichen des Westgrates ab, zu stark ist der Wind und der Aufstieg lohnt nicht: Alles abgeblasen. Die Abfahrt kein Genuss, das Wichtigste ist, dass alle heil unten ankommen.

Das Quartier Hotel Crush Alba in Santa Maria im Val Müstair können wir uneingeschränkt empfehlen: Schöne Zimmer in einem jahrhunderte alten Haus mit musealen Räumen und einem riesigen Gewölbekeller, in dem auch Sauna und Dampfbad untergebracht sind. Als Ruheraum dienen Heubetten. Klein, aber fein. Es gibt lokale Spezialitäten: Capuns und Co, alles lecker.

Heubetten

Freitag, 3.2.2023
Piz Minschuns 2933m

Info; falls jemand diese Tour gehen möchte: Der Schlüssel zur Schranke der Umbrailpaßstrasse wird inzwischen vom kleinen Laden gegenüber des Hotels Crush Alba ausgegeben, nicht mehr vom Hotel Alpina. Pro Person kostet das 10€, mindestens 30€ pro Auto, Schweizer Preise. Da uns gestern ein Bergführer den Schafberg, wie der Minschuns auch heißt, „empfohlen“ hatte, kurven wir die schneebedeckte Straße hoch. Vorher müssen Rudi und Reiner noch das Vorhängeschloss der Schranke wieder zurechtbiegen, mit meinen tollen Kräften hatte ich für eine Deformation gesorgt. Zumindest hat es Schnee am Ausgangspunkt, Mikes Versuch noch ein Stück weiter zu fahren, wird jäh gestoppt. So geht es erst mal 2km die Umbrailpassstraße entlang, dann nach Osten durch Wald über eine Steilstufe in ein herrliches Hochtal. Einsam sind wir unterwegs. Diese Weite!

Diese Weite

Wir brotzeiten bei gutem Wetter an einem Südhang, danach geht es erst nochmals hoch, erneut durch ein kleineres Hochtal lang gezogen weiter und endlich, endlich in einem weiten Linksbogen zum unscheinbaren Gipfel des Minschuns. Wieder wird es sehr ungemütlich oben. So werfen wir nur kurz einen Blick rüber zum Ortler, obwohl es vermutlich keinen besseren Aussichtspunkt auf König Ortler gibt:

König Ortler
Der König und seine Untertanen

Die Abfahrt verlangt uns einiges ab: So ein schlechter Schnee kostet viel Kraft. Alle wieder gesund da? Wir sind uns einig: Trotzdem eine schöne Tour, weil es ein herrliches Gelände ist. Und wir alleine unterwegs waren.

Samstag, 4.2.2023
Ab Lü Richtung Piz Terza

Keine Änderung der Wetterlage.

Es bläst sehr unangenehm

 Wir versuchen unser Glück heute auf der anderen Seite, gehen von Lü Richtung S-Charl über den Costainas-Paß. Zuerst die Rodelbahn entlang, so haben wir wenigstens eine fahrbare Möglichkeit wieder runter zu kommen.

Welch schöne Begleiter am Wegesrand!

In den Rinnen und Mulden hat es Schnee: Eingeweht. So spuren wir eine ganze Weile im Wechsel. Ein Rudel Gämsen mit circa 20 Tieren grast direkt vor uns am Gegenhang. Wie schnell sie fast senkrecht den Hang erklimmen!

Gämsen und eine Erdpyramide am Gegenhang

 Und wieder nur wir unterwegs. Als wir beschließen, die Umrundung abzubrechen wegen des schlechten Schnees und des heftigen Windes, treffen wir sogar auf 2 Tourengeher. Mehr werden es heute nicht.

In Lü sitzen wir windgeschützt unter einem Dach zum Kaffee im Freien und essen Bündner Nusstorte. Lecker!

Lü mit Ortler im Hintergrund

Sonntag, 5.2.2023

Richtung Piz Chazfora

Start in Fuldera-Daint. Schnee am Ausgangspunkt. Worüber man sich heutzutage schon freut … . Der steile Aufstieg durch den Wald hat sein Gutes: Hier ist der Schnee nicht windverblasen! Und da die Sonne den Nordhang kaum erreicht, liegt hier der beste Schnee dieses Wochenendes. Was nicht viel bedeutet, aber immerhin werden wir heute zumindest 20 Schwünge zaubern können.

Ein paar Schwünge sind doch drin

An der Alp Sadra brotzeiten wir, vorbei an einer gewaltigen Lärche ziehen wir weiter in Richtung Chazfora.

Alp Sadra
Lärche

Die steileren Hänge oberhalb des Waldes: Knüppelhart, eigentlich macht es keinen Spaß. Und dann kommt wieder Wind auf: Auch diese Tour brechen wir ab, weil es allen reicht. Zumindest ist die Abfahrt erträglich, und ich bin froh als alle heil wieder unten angekommen sind.

Landschaftlich sehr schöne Touren mit sehr schlechtem Schnee. Aber alle sind sich einig, dass wir das Beste aus diesen Tagen herausgeholt haben.

Das letzte Mal auf Tour

Teilnehmende: Michael Grötsch, Uta Mentz, Reinhold Zeitler, Bärbel Zeitler, Florian Eibl, Wolfgang Mayr, Reiner Kaifel, Rudi Riepl, Michael Grötsch

Leitung und Tourenbericht: Constanze Klotz

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