Skitouren in der Brennerregion

Unterwegs im Gschnitzer Tal

Prolog: Es ist Sonntag, der 3. Januar 2021. Das Jahr 2020 ist vorbei. Endlich muss ich den Tourenbericht vom Februar 2020 fertig stellen. Schließlich soll die Chronik abgeschlossen werden (können).

Anm. d. Red.: Wie ersichtlich ist die Tour zwar schon eine Zeit her, aber manchmal dauert die Erstellung der Berichte etwas länger … immerhin passt er gut in die Jahreszeit.

6.-9.2.2020, mit Michael Kreuz – Damals im Februar 2020 gab es erste vereinzelte Meldungen zu Corona-Infektionen in China. Und auch aus Italien gab es erste Berichte. In Deutschland und Österreich war (noch) alles ruhig. Zu sechst sind wir in Reiners Bus angereist. Derzeit unvorstellbar. Und auch das Bild, als wir bei Cafe und Kuchen zusammensaßen. Irgendwie mutet es schon eigenartig an, auf diese Zeit zurückzublicken, bevor Corona auch Österreich und Deutschland so richtig erfasst hat. Ist es doch gerade mal 9-10 Monate her.
Und doch hoffe ich, dass Sie und vor allem die Teilnehmer sich an diese Tage mit dem Bericht zurückerinnern können. Es bleibt zu hoffen, dass wir bald wieder alle gemeinsam auf Skitour gehen können (wenngleich mir bewusst ist, dass es wichtigeres gibt).
Viele Grüße und viel Spaß bei der Lektüre
Michael Kreuz

Sattelberg, 2.115m
am Donnerstag, 6.2.2020 (von Roland)
– oder „a bissal wos geht imma“

Um 06:30 treffen wir uns in Aufkirchen bei Michael und starten mit Reiners Bus in Richtung Brenner. Kaum haben wir die FTO verlassen, geht es auf der A94 im Schrittempo zur A99. Es ist schon erstaunlich, wie dicht der Verkehr hier um diese Zeit ist. Ab der A99 ist freie Fahrt in Richtung Süden angesagt.

Staufrei geht es durch das Inntal und die Brennerautobahn hinauf. Im Radio wird das Schmirntal mit -18 Grad als kältester Ort Österreichs genannt. Das sind ja frostige Aussichten.

Nach der obligatorischen Frühstückspause beim MPreis in Matrei geht es weiter zum Parkplatz am Sattelberg, der am Eingang vom Obernbergtal liegt und bis 2006 ein Skigebiet war.

Die Außentemperaturanzeige von Reiners Bus zeigt -11 Grad an und die Sonne scheint am wolkenlosen Himmel. Es ist „sakrisch frisch“, wir machen uns zügig fertig und gehen ca. 5 Minuten zu einem Forstweg. Dort schnallen wir die Skier an und steigen durch den lichten Wald auf. Immer wieder scheint die Sonne durch den verschneiten Wald und bildet eine verzauberte Landschaft. Nach ca. 400 Höhenmetern endet der Forstweg bei der Sattelbergalm.

Ab hier gehen wir auf der ehemaligen Skipiste Richtung Gipfel. Für einen Donnerstag sind ziemlich viele Skitourengeher unterwegs.

Die letzten 100 Höhenmeter unterhalb des Gipfels sind ziemlich verharscht.

Am Gipfel erwartet uns ein eisiger Wind. Die Aussicht auf die umliegenden Berge ist grandios. Wegen der eisigen Temperaturen beschließen wir sofort abzufahren.

Nach den ersten verharschten 100 Höhenmetern, erwartet uns ein etwas zerfahrener Pulverschnee.

Wir genießen die Abfahrt zur Sattelbergalm und ein Großteil der Gruppe beschließt, nochmals den schönen Hang aufzusteigen.

Nach einer Pause in der Sattelbergalm fahren wir die ehemalige Skipiste hinab und sind überrascht, dass die Schneeverhältnisse hier so gut sind.

Mit den verschiedenen Aufstiegsvarianten haben wir zwischen 925 und 1150 Höhenmeter zurückgelegt.

Anschließend fahren wir zu unserem Hotel und lassen den Abend mit Wellness, gutem Essen und Trinken ausklingen, oder wie die Bayern sagen: „den Herrgott an guadn Mo sei lassn“.

Geierschnabel von Vals bei St. Jodok
am Freitag, 7.2.2020 (von Uta)

Wohl geruht und gut gefrühstückt verließen wir gegen 8:30 Uhr unser nettes Quartier in Trins. Geplant war heute eine Tour bei Vals nahe St. Jodok am Brenner. Auf einer kleinen Straße wollten wir in der fünften Kehre eine Parkmöglichkeit für nur sehr wenige Autos nutzen. Zu Beginn der Auffahrt wies uns aber ein Schild auf das Anlegen von Schneeketten hin. Da die Straße teilweise schneebedeckt und glatt war, wollten wir den Hinweis auch ernst nehmen. Es sollte auch kein Problem sein, schließlich waren die Schneeketten ja im Auto.

Also schnell aufgezogen, oder doch nicht? Mit dem neuen Auto sind die 4 Schlappen wohl etwas breiter geworden und die Schneeketten nicht mitgewachsen. Jedenfalls waren sie partout nicht zu montieren.

So gab es also eine Zugabe zur Tour: Ski tragen am Straßenrand! Zwei Kehren versuchten wir über einen Wanderweg abzukürzen. Der war aber nicht skitauglich und so ging es die letzten Kehren wieder am Straßenrand entlang. Als wir am eigentlichen Ausgangspunkt ankamen, war niemandem mehr kalt!

Der Weg danach war einfach: einen Forstweg entlang bis zur Sillalm und dann den großen Kessel der Rossgruben hinauf bis zum Sattel. Wir wählten linkerhand vom Sattel den Geierschnabel als lohnendes Ziel.

Die Abfahrt war ein Traum! In den nordseitigen Kessel der Rossgrube waren wir fast die Ersten, die Ihre Kurven in den Schnee zeichneten. So ein toller Powder!

Auch die Abfahrt am Straßenrand war gar nicht so schlimm, teilweise nutzten wir die Wechten der Schneefräse und die letzten zwei Kehren konnten wir über Wiesen abfahren. Ein toller Skitag! Und ein unglaublich schönes Wetter mit blauem Himmel!

In der Bäckerei Pardeller in Steinach am Brenner labten wir uns bei Kaffee und Kuchen. Etwas Süßes hatten wir uns redlich verdient.

so schön wars noch ohne Corona-Abstandsregeln….

In Steinach ist ein Brenner Basistunnel Infozentrum (BBT). Wir konnten es am späten Nachmittag noch besichtigen. Total interessant und anschaulich sind das Projekt und die Baustelle hier erklärt.

Bis zu unserem Hotel „Hohe Burg“ in Trins war es nicht mehr weit und die Sauna war schon in Betrieb.

Gschnitzer Tribulaun
am Samstag, den 8.2.2020 (von Christoph)

Am Vorabend hatten wir uns bereits für eine Tour im Gschnitzer Tal entschieden. Die Schneetalscharte (ca. 2.650m) seitlich des Gschnitzer Tribulauns (2.946m) wurde als Tourenziel ausgegeben. Das Kar unterhalb der Scharte versprach aufgrund ihrer Nord/West-Exposition beste Verhältnisse, hatten wir doch am Tag zuvor bereits gute Erfahrungen mit nordseitigen Hängen gemacht.

Der Gasthof „Feuerstein“ bildete den Ausgangspunkt der Tour. Zunächst folgten wir kurz der Straße Richtung Talschluss, ehe wir links dem Forstweg hinauf ins Sandestal folgten.

Gemütlich ging es die ersten Höhenmeter – einen kleinen Lawinenstich querend – hinein ins wunderschöne Sandestal bis der Blick frei wurde auf eine atemberaubende Bergkulisse: Goldkappl, Gschnitzer und Pflerscher Tribulaun (3.096m).

Nun befanden wir uns direkt unterhalb der steilen Felswand des Gschnitzer Tribulauns – was für ein beeindruckender Anblick!

Anfangs mäßig dann jedoch deutlich steiler ging des hinüber in das Schneetalkar. Vom erhofften „Powder“ war leider nichts zu sehen. Viele Windgangel ließen uns schon vermuten, dass die Schneebedingungen eher wechselhaft werden würden.

Auf ca. 2.500 m entschieden wir uns Richtung Tribulaunhütte abzufahren. Dabei war aufgrund der Steilheit des Geländes und der widrigen Abfahrtsbedingungen noch einmal höchste Konzentration gefragt. Unfallfrei nahmen wir in der Mittagssonne an der Tribulaunhütte die mitgebrachte Brotzeit ein.

Die landschaftlich beeindruckende Tour ließen wir bei Kaffee, Kuchen und dem ein oder anderen Bier beim Gasthof „Feuerstein“ ausklingen.

Gammerspitze, 2.537m
am Sonntag 9.2.2020 (von Hans)

Nach dem ausgiebigen Frühstück verlassen wir unsere Unterkunft „Hohe Burg“ in Trins im Gschnitztal und fahren ins Schmirntal zu unserem heutigen Tourenberg Gammerspitze, 2.537m.

Vom Parkplatz 100m Ski abwärts tragen über eine kleine Holzbrücke und los geht’s.

Im noch angenehmen Anstieg führt die Spur gerade rauf durch eine schmale Rinne, die sich weiter oben im lichten Lärchenwald schnell erweitert. Die Spitzkehren werden dafür immer spitzer, die Aufstiegsspur immer steiler und der Schnee tiefer (höher).

Über der Baumgrenze wird’s dann endlich etwas flacher und das große mächtige Kar bis zur Scharte der Gammerspitze ist vor uns. Wir sehen auch schon die ersten Abfahrer im lockeren Pulverschnee.

Nach ca. 3 Stunden sind die 1100 hm auch von reiferen Semestern bezwungen und die Brotzeit verdient. Die konditionsstarke Jugend hat nur 2 Stunden benötigt. Vom Skidepot war noch ein kurzer Fußweg rechts rüber zum Gipfelkreuz angesagt.

Der gigantische Ausblick auf das Felsmassiv vom Olperer ist die Belohnung vor der traumhaften Nordabfahrt, teils mit Sonne im lockeren Tiefschnee.

Am Auto angekommen heißt es einpacken und umziehen am Straßenrand, denn es ist noch ein Einkehrschwung auf Kaffee und Kuchen geplant.

Vier sehr schöne Skitourentage mit tollen Tiefschneeabfahrten haben wir genossen.

Mit dabei (von links): Hans, Uta, Roland, Christoph, Reiner, Michael Kreuz (Tourenleitung und Bilder)

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