Richtungsfragen per MTB

Oh wie schön ist Oberpfalz

20.05.2023, mit Heinz Barczewski – Machen sich Alpenkranzler auf den Weg, ihrem Hobby zu frönen, geht es fast immer Richtung Süden in die Alpen. Naja – naheliegend. Was passiert, wenn ein Tourenleiter die Orientierung verliert und mit seinen Schützlingen in die genau entgegengesetzte Richtung fährt, davon soll nun berichtet werden.

Ob man jetzt zum Beispiel nach Oberaudorf fährt oder nach Sinzing bei Regensburg (wo unsere Tour starten soll) ist von der Entfernung egal, allerdings findet wohl jeder Alpenkranzler „blind“ nach Oberaudorf, nach Sinzing gestaltet sich das schon schwieriger: man wählt die falsche Autobahnausfahrt (à Umweg), man wird durch höhere Gewalt zu Umwegen gezwungen (am Ende der B15-Neu darf man nicht Richtung Regensburg fahren, sondern nur Richtung München wg. Baustelle). Ein Teilnehmer war angesichts der Expedition in unbekannte Gefilde so nervös, dass er seinen Rucksack mit Geld, Proviant etc. zuhause vergessen hat. Immerhin, das Rad war dabei.

Trotz fordernder Anreise finden sich alle Teilnehmer letztlich am Startplatz am Sportplatz in Sinzing ein und kurz vor 9 Uhr können wir starten. Die Oberpfalz zeigt sich wettertechnisch von Ihrer schönsten Seite. Hatte der Tourenleiter im Vorfeld noch vor heftigen Winden gewarnt (bis Windstärke 6), war dies im Verlauf der Tour über weite Strecken kein großer Störfaktor.

Fernab vom Verkehr (gilt fast für die gesamte Tour) geht es wunderschön auf befestigten und unbefestigten Radlwegen entlang der schwarzen Laber flussaufwärts. Die Landschaft erinnert an das Altmühltal: Felstürme, Trockenrasenhänge, ein sich schlängelndes Fließgewässer und verträumte Orte. Wir kommen vorbei an einer Gruppe von Kletterern, die sich in ihre Gurte winden. Wir statten dem Skulpturenpark von Willi Leo Hengge aus Nittendorf einen Besuch ab: der Tourenleiter entwickelt Sympathien für eine Dame im roten Kleid, aber wir müssen weiter …

Neue Bekanntschaft

… während andere sich genüsslich in der Sonne räkeln.

Mir geht es gut

Nach dem vergeblichen Versuch einer Burgbesichtigung in Eichhofen (Zugang gesperrt)

Nur von unten anzuschauen: Burgruine bei Loch

statten wir der Brauerei Eichhofen einen kurzen Besuch ab und werden Zeuge, wie eine sehr historische Flaschenwaschanlage in Rente geschickt wird. Für einen Kondolenztrunk ist es leider noch zu früh.

Ausgedient

Weiter geht es über Laaber und Beratzhausen immer nach NW entlang der schwarzen Laaber.

Lourdesgrotte in Deuerling

Dann ist es so weit und wir müssen uns von der Laaber verabschieden, um in das Tal von Vils und Naab zu wechseln. Ein Wechsel von Flusstal zu Flusstal ist leider immer verbunden mit Überquerung von dazwischen liegenden Erhebungen.

Zwei Arten Bio-Energieträger

Wir nutzen dazu den Obstbaumradweg. Schön durch Feld und Wald, auf Teer und Forstwegen, immer wieder vorbei an Obstbäumen. Kritik sei hier gestattet an der Terminplanung: Ende Mai ist einfach zu früh. Apfel, Birne, Kirsche und was auch immer hier später im Jahr zur Verkostung locken, sind einfach im Mai noch nicht ansatzweise reif. Das hätte man wissen können. 

Als wir dann das Tal der Vils erreichen, die kurz darauf bei Kallmünz in die Naab mündet, müssen wir uns entscheiden zwischen dem Bedürfnis nach Besichtigung und Nahrungsaufnahme. Natürlich obsiegt die Kultur, erst die geistige (etwas abgespeckt), bald auch die Esskultur. In Krachenhausen lassen wir es krachen: im Landgasthof „Zum Birnthaler“ auf der Terrasse mit Naab-Blick werden wir gut versorgt: bemerkenswert eine Brotsuppe, die wohl niemand als solche identifizieren würde. Es handelt sich um eine tschechische Interpretation, aber sehr zu empfehlen. Ein aufgestelltes Holzbierfass ist neben dem Eingang zum Gasthof als Rauchertisch umfunktioniert. Ein Schild ist befestigt: „Hier wohnt die Meise, bitte leise“. Als wir rätseln, was es mit diesem Spruch auf sich haben könnte, sehen wir es: Das offene Spundloch in der Fassmitte wird tatsächlich von Meisen als Nesteinflug genutzt. Dabei stören sich die Meisen auch nicht an den in unmittelbarer Nähe um den Tisch stehenden Rauchern. Was es nicht alles gibt.

Meisenwohnung

Gut gestärkt geht es nun dem Ziel entgegen. Immer dem Naab-Radweg folgend, nähern wir uns Regensburg. Auf der Naab paddeln Kanuten und Stand-Up-Paddler, am Ufer hängen Angler ihre Ruten ins Wasser und auch auf dem Radweg ist nun Betrieb. Der Naab-Radweg ist im Vergleich zum Radweg entlang der Schwarzen Laaber nur zweiter Sieger. Das Tal der Naab ist deutlich weiter, kurz vor der Mündung in die Donau. Ein letztes Kulturhighlight ist das Zisterzienserkloster Pielenhofen, dessen Kirche wir einen Besuch abstatten.

(Ehemaliges) Kloster Pielenhofen

Wir sind der Meinung, wir haben uns kurz vor dem Ziel noch eine Belohnung verdient: in einer Pizzeria in Sinzing gibt es noch im Biergarten Eiskaffee, Tiramisu und ähnliche Köstlichkeiten, bevor wir wieder um viertel nach fünf bei unseren Autos ankommen. 86 km und über 600 HM sind wir gefahren, drei ITS-Fahrer, drei Stromer (wobei ein Stromer glaubhaft versichert, die gesamte Strecke ohne elektrische Unterstützung gefahren zu sein. Was es nicht alles gibt.)

Fazit: die Oberpfalz ist auf jeden Fall einen Besuch wert, ziemlich sicher auch mehrere. Und die Heimfahrt war dann auch gar nicht mehr so schwer.

Uns hat es gefallen

Teilnehmer: Ute Blaschke, Hans Buchmann, Robert Geberecz, Max Schmidt, Volkmar Siegl (Tourenbericht)
Tourenleitung: Heinz Barczewski

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