Die Wetterprognose im Genick
Juni 2021, mit Veronika Pfeffer – Ich durfte am 1.11.2020 die letzte Bergwanderung vor dem Shutdown machen und jetzt die erste Bergwanderung nach dem Shutdown. Es geht wieder los und ich freue mich, dass alle gesund und fit am Start waren. Aber der Wetter-Gott meinte es zunächst nicht gut mit uns, drei Tage vorher waren sich die Wetterverhersagen so uneinig, dass ich sogar norwegische Wetterdaten abgerufen habe, da mir von einem erfahren Kollegen gesagt wurde, dass die sehr genau sind. Aber am Freitag haben sich die Prognosen doch noch angeglichen und wir konnten davon ausgehen, dass es erst gegen 14:00/15:00 Uhr zu regnen beginnt, da wollten wir schon wieder am Auto sein.
Entsprechend früh ging es Richtung Hohenauschau los, wir hatten den Parkplatz unterhalb des Schlosses fast alleine für uns. Der Weg führte uns über die Prien und ging über in den „Boarischen Entschleunigungsweg“, auch „Bankerlweg“ genannt, da alle paar Meter eine Themen-Bank war, die zum Ausruhen mit „Kimm und hock di nieder zuam Obakemma“ eingeladen hat, aber dafür war es noch zu früh und wir hatten die Wetterprognose im Nacken. Also sind wir erst Mal einen gut begehbaren, aber steilen Weg zur Hofalm aufgestiegen, kalt war es uns nicht! Fast eingekesselt liegt die Alm mit wunderschön blühende Weidewiesen für Kühe und Pferde da.
Aber auch hier war es noch zu früh für einen längere Rast, der Berg &Gipfel ruft! Über die Weide, durch Wald, über Wurzel, unter und über einige Baumstämme ging es abseits der Hauptroute weiter nach oben.
Immer wieder gab es bei blauem Himmel und Sonnenschein einen Fotostopp, entweder Richtung Chiemsee und Kampenwand oder Richtung Rosenheim und Simssee.
Kurz vor dem Gipfel kam dann der seilversicherte Kamin, wenn man nicht weiß, was da auf einen zukommt, kann man schon Mal etwas nasse Hände bekommen, gab es doch auch noch einen kleinen Überhang darin. Aber mit größter Bravour haben alle souverän die kurze Kletterei gemeistert! Gedauert hat es nur, da wir zig Fotos von oben und unten gemacht haben :-).
Ein kurzes Stück noch durch den Wald und wir standen am hölzernen Gipfelkreuz vom Hammerstein, der mit seinen 1278 Hm zwar nicht der höchste Berg der Chiemgauer Alpen ist, aber tolle Ausblicke bietet und wenig begangen wird, da der Kamin doch einige davon abhält.
Wir haben von hier die westliche Umgebung mit Blick u.a. auf den Laubenstein, Riesenberg und Hochries genossen, sind dann ein Stückchen zurück und haben einen tollen Picknickplatz in der Sonne gefunden.
Es gab Logen- , Rang 1- 3 Plätzen mit Blick auf die „Wände“ bis zur Kampenwand (Sonnenwendwand, Bauernwand, Scheibenwand), den Tauron, den Geigelstein und natürlich ins Priental. Welcher der Tauron und der Geigelstein ist, haben wir dann auch ganz oldschool-mäßig mit Karte und Kompass ermittelt. Mmh…jetzt müssen wir den Kamin natürlich wieder runter, unten lagen auch unsere Wander-Stöcke. Aber auch diese Herausforderung „rückwärts“ runterklettern haben wir im Team hervorragend gemeistert inkl. Foto-Session.
Bis zur Hofalm ging es denselben Weg zurück und wir haben uns erst mal was frisches, natürlich Alkoholfreies aus dem Wassertrog gegönnt oder auch Kaffee und Auszogne. Hier stand auch unsere Entschleunigungsbankerl mit Blick auf den Hammerstein.
Langsam bauten sich jedoch dunkle Wolken auf, so dass wir den Rückweg/-zug antraten, aber auf einer andere Route, weniger steil und durch einen wunderschönen Wald oberhalb des Prientals. Eigentlich hätten wir ganz entspannt bis zum Auto durchlaufen können, aber nein…da gab es noch einen weglosen Abstecher zur alten Drahtzieherei am Steinbach, eine Ruine im Wald mit Hauseigenem Wasserfall, die bis in die 80er Jahre des letzten Jahrhundert noch bewohnt war, auch wenn man sich das kaum vorstellen kann. Die Hohenaschauer haben 300 Jahre, bis ins 19.Jahrhundert, Eisenhütten, Drathzug sowie ein Schmelz-und Hammerwerk betrieben. Das Eisenerz aus dem nahen Tirol wurde hier unter anderem Draht verarbeitet, aber natürlich auch zu Hufeisen, Waffen und Nägeln. Es war damals das größte Werk Süddeutschlands mit seinen 350 Arbeitern. Der Hammerstein hat seinen Namen sicher dadurch erhalten.
Fast am Endes des Abstiegs hatten wir noch einen tollen Blick auf das Schloss Hohenaschau. Wir waren uns einig, dass das Schloss zu Hohenaschau von weiten wie Neuschwanstein aussieht, ein weißes Schloss mit Türmen auf einem satten grünen Hügel. Frage ist, wer von wem abgekupfter hat, den Hohenaschau wurde schon im letzten Drittel des 12. Jahrhunderts erbaut. Aus der Zeit stammt aber nur noch der Wehrturm und die Grundmauern.
Im Hammerweg stehen einige denkmalgeschütze Gebäude aus der Zeit der Eisenhütten, die jedoch heute alle in Privatbesitz sind. Jedes Haus ist aber ein Blick wert!
Ein kurzes Stück durch die Wohngegend führt uns wieder auf den Weg über die Prien Richtung Parkplatz. Kaum waren wir auf der Autobahn, fing es an zu regnen! Ein perfekter Tag und optimaler Einstieg in die Alpenkranzl-Bergsommer-Saison!
Mit dabei waren: Ute Kashoa, Ute Blaschke, Louisa Handorf, Conny Neumeier-Prey, Klaus Stolper, Sepp Kirmair, Harald Schramek und Veronika Pfeffer
Tourenleitung/-bericht: Veronika Pfeffer
Fotos: Harald Schramek und Conny Neumeier-Prey (Entschleunigungs-Bankerl)