Busreise mit dem Alpenkranzl
08.-11.10.2021, mit Sonja Schupsky, Alex Lechner und Hans Sterr – Das Alpenkranzl war wieder einmal auf großer Fahrt: 35 Mitglieder (inklusive der drei Tourenleiter) unternahmen eine Busreise. Diesmal führte die Gruppe der Weg an den Comer See.
Freitag
Gut gelaunt und super pünktlich (mei, die Kranzler halt) startet die Gruppe mit einem Bus der Firma Linner ab Erding. Der Weg wird wegen des frühen Starts über München und Garmisch gewählt (verkehrstechnisch zu späteren Tageszeiten ja keine so gute Idee).
Nach dem ersten Brotzeitstopp hinter Innsbruck legen wir einen kleinen Halt in St. Moritz ein – nein, nicht um in den mondänen Läden zu shoppen. Aber man muss ja auch mal müssen dürfen … dabei ergibt sich dann auch gleich ein schöner Blick auf den Piz Julier.
Die Fahrt über den Malojapass hinunter nach Soglio ist dann nicht jedermanns und vor allem nicht jederfrau Sache: Die wirklich sehr engen Kurven verträgt nicht jeder Magen.
Aber schließlich kommen wir am Startpunkt unserer ersten Wanderung an: Die Tour führt von Stampa über den Weiler Coltura hinauf nach Soglio.
Der Weg, der großteils im Wald verläuft, ist weitgehend sehr gut mit Steinplatten und Befestigungen ausgebaut.
Und nach kurzer Zeit öffnet sich dann auch das Schaustück: Der Blick hinüber in die Sciora- und Bondasca-Gruppe, mit Piz Badile, Piz Cengalo und Piz Trubinasca. Berühmte Klettereien führen auf diese Berge hinauf, und am Piz Badile wurde Alpingeschichte geschrieben (manchmal auch traurige).
Wir wandern wie immer in drei Gruppen: Den gemütlichen „Murmeltieren“, den etwas flotteren „Gemsen“ und den zackigen „Steinböcken“. Wir erreichen Soglio, das 2015 zum schönsten Dorf der Schweiz gewählt wurde.
Und es ist wirklich ein wunderschöner Flecken! Natürlich gehen wir auch ans Ortsende, wo das berühmte Kalenderbild des Ortes entsteht.
Nach einem Bummel durch den Ort kehren wir noch ein in die Stüa Granda auf eine „Stange Bier“.
Gemsen und Steinböcke steigen danach wieder ab, während die Murmeltiere mit dem Linienbus wieder ins Tal fahren. Die Wege von und nach Soglio sind wie erwähnt gut ausgebaut, denn wir gehen durch die größten Edelkastanienwälder Europas, und die Wege werden zum Abtransport der Maroni benötigt.
In Soglio kann man auch alle erdenklichen Kastanienprodukte kaufen, von der Creme bis zum Kastanienbier.
Unser Weg führt uns hinunter nach Promontogno und kurz weiter nach Bondo, wo Bauarbeiter immer noch mit der Beseitigung der Schäden des riesigen Bergsturzes vom Piz Cengalo im August 2017 beschäftigt sind. Dieser Bergsturz hat acht Bergsteigern das Leben gekostet und bis ins Tal große Verwüstungen angerichtet – Ihr werdet das im Fernsehen vielleicht verfolgt haben.
Unser Bus wartet schon auf uns, so dass wir gleich weiterfahren können. Wir machen vor unserem Ziel aber noch einen Einkehrstopp im „Crotto Belvedere“ in der Grenzstadt Chiavenna. Nach einer kurzen Führung durch den höhlenartigen Keller gibt es eine Brotzeitplatte und zwei Weine für uns. Schmeckt!
Danach fahren wir weiter in unser Hotel im Ort Colico am Comer See. Der auch wettertechnisch herrliche Tag klingt mit einem feinen Abendessen und einem Glas Wein aus.
Samstag
Heute steht eine Tour am Comer See an. Wir fahren mit dem Bus ans Westufer nach Griante. Von dort steigen Steinböcke und Gemsen gemeinsam hinauf zum Kirchlein San Martino, während die Murmeltiere weniger Höhenmeter planen und einen Rundweg oberhalb des Sees anpeilen.
Wir steigen zunächst durch das Dorf hinauf, bevor wir in den Wanderpfad abbiegen. Dieser Pfad ist bis halb hinauf gepflastert, weil er auch als Kreuzweg dient. Erst weiter oben wechselt er zu einem Bergpfad, wie man ihn eigentlich erwartet.
Mit steigender Höhe werden auch die Ausblicke auf den See besser – wir haben allerdings heute kein gutes Wetter, die Wolken hängen tief.
Trotzdem ist das Kirchlein ein toller Aussichtsplatz, von dem aus wir hinunterschauen können auf unser nächstes Ziel Bellagio. Wir machen eine halbe Stunde Brotzeitpause, müssen uns dabei aber vor der steifen Brise des ortstypischen Windes, der Breva, schützen.
Beim Rückweg schließen wir noch kurz Freundschaft mit ein paar Ziegen, die neugierig und harmlos sind.
Wir erreichen wieder Griante und gehen durch den Ort weiter nach Cadenabbia zur Bootsanlegestelle. In diesem Ort hatte der frühere Bundeskanzler Konrad Adenauer ein Anwesen, wo er seiner Leidenschaft Boccia frönte – ein Denkmal am Hafen zeugt davon. Sein Haus selbst dagegen verfällt zusehends.
Am Hafen wollten wir eigentlich die Murmeltiere treffen und mit ihnen gemeinsam nach Bellagio übersetzen – die haben sich allerdings in den Sperren der Privatdomizile in Griante verfranst und kommen so erst später.
Wir setzen mit der nächsten Fähre deshalb ohne sie über.
Wir erfahren, dass die Murmeltiere einen Rundweg gingen, der technisch anspruchsvoll war und auch einige Ziegen gestreichelt werden wollten. Dennoch waren alle tapfer und meisterten den Bergsteig nach ein paar Tipps von Sonja zur Gehtechnik souverän.
Bellagio ist ein mondäner Ort, mit teuren Hotels und auch Restaurants – manche Teilnehmerin fotografiert die Speisekarte, damit man zuhause die Preise beweisen kann. Dass George Clooney hier eine Villa hat, dürfte vielen bekannt sein.
Wir wandern hinaus an die Ortsspitze der Halbinsel, wo die teuren Yachten aber wohl schon ins Winterquartier abgezogen wurden. Auf dem Weg zurück kehrt ein Teil der Gruppe in ein Kellerlokal ein. Zum einen, weil man unterhopft ist, zum anderen, weil man auch dringend etwas loswerden muss und es in Bellagio anscheinend keine öffentlichen Toiletten gibt. Das Lokal allerdings und seine Örtlichkeit können wir nicht empfehlen. Unser Tipp: Lokale mit dem Wort „Gambrinus“ im Namen muss man nicht besuchen.
Nach der Pause steigen wir an Kirche und Kirchplatz vorbei weiter hinauf auf den Hügel über dem Ort, und bei anderen Lokalen treffen wir weitere Alpenkranzler, die mit der Auswahl ihrer Lokalität mehr Glück hatten als wir.
Wir überqueren jetzt die Halbinsel von Nord nach Süd auf schön eingefassten Wegen und gehen über einen öffentlichen Park wieder zurück zur Bootsanlegestelle.
Dort finden wir noch ein bezahlbares Gartenlokal und lassen uns eine wirklich sehr gute und trotzdem bezahlbare Flasche Wein schmecken.
Wir treffen dort dann auch die Murmeltiere, die es mittlerweile auch nach Bellagio geschafft haben und gerade von ihrer Ortsrunde zurückkommen. Alle gemeinsam können wir so die Fähre zurück nach Cadenabbia nehmen, von wo aus wir mit unserem Bus wieder zurück ins Hotel fahren.
Das Hotel Risi in Colico übrigens, das wir auf Empfehlung von Wolfgang Linner ausgesucht haben, können wir ebenso weiterempfehlen: Sehr gutes Essen, flinkes & freundliches Personal, die alles im Griff haben (wahrscheinlich, weil da nur Frauen arbeiten).
Sonntag
Unsere heutige Tour führt uns weg vom Comer See, hinauf in die Berge. Unser Ziel ist der kleine Ort San Martino. Davor haben die Straßenbauer aber eine noch schwerere Prüfung als am ersten Tag gebaut: Noch engere Kurven, und eine davon lässt sich mit unserem Bus nur durch Rangieren bewältigen. Es seufzen die Leidgeplagten …
Aber schließlich kommen wir im Ausgangsort an und starten unsere Tour hinein ins Val di Mello. Schon der Auftakt durch den Wald ist ein wunderbar abwechslungsreicher Weg. Und dramaturgisch erwischen wir es heute richtig gut, denn zunächst hängen noch Wolkenfetzen in den Bergen. Aber als sich das Tal öffnet, verziehen sich die Wolken und ein Traumblick auf den Monte Disgrazia und zum Torre di Cameraccio tut sich auf. Wunderschön!
Dabei bleibt es aber für Gemsen und Steinböcke nicht, denn wir zweigen vom Haupttal ab hinein ins Val del Ferro mit seinen Wasserkaskaden, die man schon vom Abzweig aus bewundern kann.
Die Gemsen klettern hinauf bis oberhalb des zweiten Wasserfalls und können sich von dem schönen Flecken, an dem sie Pause machen, kaum trennen. Im Abstieg besuchen sie antizyklisch noch den ersten Wasserfall.
Die Steinböcke sind dagegen gleich beim Aufstieg am ersten Wasserfall vorbeigekommen und steigen jetzt 300 Hm weiter auf bis zum dritten Wasserfall – und das ist ein Traumplatz sondergleichen.
Die letzten Meter hinüber sind zwar etwas heikel, werden aber von allen natürlich gut gemeistert – Steinböcke halt! Auch für uns schließt sich eine längere Pause hier an.
Nach Yoga-Übung, Freudenschreien und Gruppenfoto müssen aber auch wir wieder hinunter, wir wollen ja auch noch einkehren.
Wir marschieren also nach Erreichen des Talbodens taleinwärts, bis wir an die Hütte „Luna Nascente“ kommen, wo auch Murmeltiere und Gemsen eingekehrt sind.
Die warnen uns aber schon beim Anmarsch vor sehr viel Trubel (es ist „Kastanienfestival“), weshalb wir unsere Rast kurzerhand in das Rifugio Mello gleich nebenan verlegen. Eine gute Wahl: Zwar Selbstbedienung, aber schnell. Und wir lernen dabei, dass „Tagliere“ keine Nudeln sind. Bildungsreise! 🙂
Wir erreichen wieder San Martino (ein Teilnehmer wählt seine eigene Route, aber er wird mittels Handykontakt heimgelotst) und fahren mit dem Bus wieder talauswärts. Wieder mit einigem Kreischen – nein, nicht der Bremsen, sondern weil die Haarnadelkurven von manchen Teilnehmerinnen wieder nervlichen Tribut fordern. Aber wohlbehalten kommen wir ins Hotel zurück.
Dort wartet dann noch ein wenig Kurzweil auf die Teilnehmenden: Sonja veranstaltet ein Berg-Quiz und Hans präsentiert Fotos der Busreisen der letzten Jahre – da erkennen sich viele Mitreisende wieder und freuen sich über die angenehmen Erinnerungen. Mit einem guten Essen und netten Gesprächen klingt der Abend aus.
Montag
Heute beginnt der Tag schon um 6:45 Uhr mit dem Frühstück, denn wir haben ja eine lange Fahrt vor uns und wollen noch etwas unternehmen. Wie immer sind die Kranzler sehr pünktlich und wir können wie geplant abfahren.
Die Rückfahrt hinauf über den Malojapass ist einfacher – bergauf sind die Haarnadelkurven offenbar nicht so schlimm. Wir erreichen die Talstation der Furtschella-Bergbahn in Sils Maria, wo wir unseren Bus parken können.
Bei zapfigen zwei Grad und strammem Wind beginnen wir unsere Wanderung – kein Wunder, dass alle so schnell wie möglich in die Sonne kommen wollen. Wir wandern hinaus zum Silser See und dort am Ufer entlang. Der wunderbare See und die herbstliche Vegetation bilden dabei eine wunderbare Kulisse.
Nach eineinhalb Stunden sind wir zurück am Bus und fahren jetzt weiter zu unserer Mittagseinkehr nach Pfunds – der Gasthof Traube sei hiermit warm weiterempfohlen.
Unsere Heimfahrt verläuft verkehrstechnisch problemfrei, so dass wir sogar früher als geplant nach Hause kommen und eine wunderbare Reise ihren Abschluss findet. Vielen Dank an dieser Stelle an unseren Busfahrer Christian, der uns wohlbehalten hin und zurück chauffiert hat und der auch die schärfsten Haarnadelkurven souverän gemeistert hat.
Mit dabei waren:
Adi und Sonja Wörndle, Ingeborg Kanacher, Hubert Weiher, Beate Schmidt, Maria Pompl, Martin Huber, Edeltraud Triller, Gisela Groden, Karin Teige, Sylva Woodside, Elfi Friedrich, Heinz Jongen, Helga und Kurt Ploner, Ludwig und Ludwiga Italiaander, Irmgard und Sebastian Faltermeier, Gertrud und Hermann Schießl, Marion Keupp, Harald und Hannelore Schramek, Conny Neumaier-Prey, Elly Hornburger, Bärbl Attensberger, Pauline Weber, Maria und Toni Schrögmeier, Bernhard und Elisabeth Neumeier
Organisation: Sonja Schupsky
Tourenleitung: Sonja Schupsky (Murmeltiere), Alex Lechner (Gemsen) und Hans Sterr (Steinböcke)
Bericht und Fotos: Hans Sterr
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Und hier folgt noch eine Bilder-Galerie (anklicken für größere Fotos):