Sport und Corona

Gedanken unseres Sportreferenten zu verantwortungsvoller Naturnutzung

Liebe Alpenkranzler(innen), liebe Bergsportler, Freizeitsportler, Naturnutzer und -benutzer,

sonderbare Zeiten im Frühjahr 2020 – ein Virus hat unser Leben massiv verändert, es hat uns sprichwörtlich „im Griff“! Wir, die wir alle gewohnt waren, uns in einem freien Bayern, Deutschland und Europa bewegen zu dürfen, sind nun auf Grund des Virus und der politischen Entscheidungen in unserer Bewegung ziemlich eingeschränkt.

Frühjahrsskitouren im Firnschnee im Sellrain, Mountainbikefestival in Riva del Garda, die ersten Wandertouren auf der „Sunnseitn“ im Vinschgau, all dies war und ist noch unerreichbar oder einfach abgesagt. Somit ist unser Bewegungsradius zurzeit relativ überschaubar, und viele von uns suchen sich nähere Ziele um ihren Bewegungsdrang ausüben zu können. Nur, wir wissen alle, dort wo sich viele auf wenige Punkte konzentrieren, sind Konflikte vorprogrammiert. So sind z. B. die Wege an der Isar im Süden von München hoch frequentiert von Spaziergängern, Hundebesitzern und Radfahrern. Konflikte und auch „Konkurrenzdenken“ bleiben nicht aus.

Auch der relativ nahe gelegene Taubenberg bei Warngau wird von Tagesausflüglern, die mit dem Mountainbike unterwegs sind, stark benutzt. Teilweise viel zu stark! Nun haben sich die einheimischen Mountainbiker mit den Waldbauern, mit Forst und Jagd zusammengeschlossen und die bis dato geduldeten „Trails“ selbst gesperrt. Dort versucht man seit geraumer Zeit, gemeinsam Lösungen zu finden. Die Masse der Tagestouristen überrollt aber jetzt alle gemeinschaftlichen Diskussionen. Die Ausflügler sind am Abend wieder weg. Die zusätzlich geschädigte Natur bleibt.

Auch in den Wäldern rund um Erding passieren nun die gleichen Situationen. Unter der Woche arbeiten die Waldbauern in ihren Wäldern, am Wochenende und an den Feiertagen laufen und fahren eine große Zahl von Ausflügler dort. Eine Erholung von Flora und Fauna ist so kaum möglich.

Früher waren halt die Winter kalt und der Frost tief im Boden. Waldarbeiten mit den kleinen Hanomag oder Eicher Schlepper hinterließen kaum Spuren. Und Mountainbiker gab’s auch keine! Klimaerwärmung und eine neue Generation von Fendt Vario und Harvester setzen dem Wald zu. Und dann kommt noch die Masse der Freizeitsportler dazu.

Leider gibt’s die Internetportale wie Strava, Garmin, usw., und unsere Generation in ihrem „Mitteilungsbedürftigkeits-Wahn“ kennt keine Grenzen, auch die kleinsten Wegerl im Internet allen zugänglich zu machen. Konflikte und unschöne Diskussionen mit gegenseitigen Schuldzuweisungen häufen sich. Der Ruf nach Verboten, die Wälder zu begehen und befahren wird in manchen Regionen laut. Verbote sind aber nur ein Mittel, andere Mitmenschen auszugrenzen. Das ist nie schön!

Gott sei Dank haben wir im liberalen Bayern eine überaus moderate und sehr ausgewogene Gesetzgebung und -sprechung. Fast alle der ausgesprochenen Verbote haben nach richterlicher Begutachtung keinen Bestand mehr. Natürlich schafft auch dies wieder Frust und Konflikte. Beispiele für unschöne Lösungen hierfür findet man im Altmühltal! Wollen wir das? Nein! Wir von der DAV Sektion Alpenkranzl Erding können alle Beteiligten nur auffordern und unterstützen, miteinander zu reden und Lösungen ohne Verbote zu finden. Gute, positive Ansätze wie in Warngau oder in Auerbach gibt es schon. Lasst uns so weitermachen und scheut euch als aktive Sportler und Naturliebhaber nicht, die wenigen „schwarzen Schafe“ auf ihr Tun anzusprechen.

Also, passt auf unsere Natur auf, trampelt sie nicht tot, fahrt sie nicht kaputt und arbeitet sie nicht auf! Wir brauchen sie – nach Corona mehr denn je, der eine zum Broterwerb, der andere zur Freizeitgestaltung. Und lasst uns hoffen, dass diese unselige Coronazeit bald endet, damit wir wieder in die Alpen, an den Gardasee und nach Südtirol kommen können.

Hans Pirsch
Sportreferent des Alpenkranzl
Fachübungsleiter Mountainbike

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