Kleiner Sonnwendstein?

Berge gibt’s, die gibt’s gar nicht. Eigentlich. Außer man ist mit dem Alpenkranzl unterwegs.

07.04.2019, mit Hans Sterr – „Der Kleine Sonnwendstein?“, werdet Ihr jetzt sagen, „wo soi denn nacha dea sei?“ Ja, wenn man mit dem Alpenkranzl unterwegs ist, kommt man sogar auf Berge, die es vorher gar nicht gab …

Eine Frühjahrsbergwanderung zur Schönfeldalm sollte es werden, und auf dem Weg zum Ursprungpass waren wir zunächst auch guten Mutes. Aber am Parkplatz schaut der Tourenleiter kurz in die Aufstiegsroute – und erkennt, dass da noch viel zu viel Schnee drin liegt. Aber der Berg, das Schönfeldjoch, hat ja auch noch eine Südseite – da muss es gehen.

Die Pestwurz blüht schon

Wir parken die Autos kurz vor der Auffahrt zur Ackernalm und gehen die Bergstraße hinauf. Die Straße ist frei, so dass man zwar gut gehen kann, aber interessanter könnte es schon sein. Besser wird es dann, als wir bei der Stalleralm zum ersten Mal freies Gelände erreichen und uns die Frühjahrssonne auf den Pelz brennt. Die Trinkpause wird deshalb auch gleich genutzt, um die Jacken abzulegen.

An der Stalleralm

Nach der Stalleralm zieht ein Forstweg in östliche Richtung – laut Karte unser Aufstiegsweg. Die Almbauern haben aber anscheinend die Zeit genutzt, um einen zweiten Forstweg anzulegen. Als wir am Waldrand angekommen sind, ist uns klar, dass wir erst den weiter oben hätten nehmen sollen. Macht aber nix: Beim Alpenkranzl gehen wir ja nie falsch, sondern nur anders. Und so steigen wir steil den Berg hinauf – und wir finden sogar noch alte Wegmarkierungen. Hier muss also der frühere Anstieg verlaufen sein, den wir jetzt wiedergefunden haben. Hund samma fei scho …

Schneebruch

Wir erreichen wieder den eigentlichen Anstiegsweg und folgen ihm zunächst problemlos gipfelwärts. Allerdings treffen wir nun immer wieder auf vom schweren Schnee dieses Winters gefällte Bäume, die wir überkraxeln oder über steilen Waldhang umgehen müssen.

Umgehen …

Neben den forstwirtschaftlichen Schäden wird es auch geraume Zeit dauern, bis die Almbauern hier ihre Wege wieder freibekommen haben.

… oder überkraxeln

Und mit zunehmender Höhe nutzt auch der südseitig exponierte Aufstieg nichts mehr: Auf dem Weg liegt noch ein halber Meter Schnee, auf dem wir Schritt für Schritt aufwärts stapfen. Eine Frühjahrswinterwanderung gewissermaßen.

Am Abzweig bei der Materialseilbahn der Schönfeldalm schaut der Tourenleiter nach dem Aufstiegsweg – aussichtslos, der Steig ist unter dem vielen Schnee nicht auszumachen. Und unsere Truppe ist zwar superfit im weglosen Gelände, ins Steilgelände ohne Orientierung will sie der Tourenleiter aber dann doch nicht führen.

Der Kleine Sonnwendstein

Aber warum auch in die Ferne schweifen, wenn das Gute liegt so nah: 100 Meter weiter erhebt sich ein Felsspitz, den wir kurzerhand zum Gipfel erklären. Und weil er in der Karte unbenamt ist, erledigen wir auch das noch gleich und taufen ihn auf „Kleiner Sonnwendstein“. Und nachdem der 1. Vorsitzende des Alpenkranzl diesen Namen gefunden hat, ist er jetzt praktisch amtlich.

Aussicht zu Veitsberg (ganz links) und Hinterem Sonnwendjoch (ganz rechts). In Bildmitte der Übergang mit der Ackernalm, darüber der Guffert.

Wir erklimmen die Spitze und suchen uns jeder und jede einen schönen Platz – und auch die Aussicht hinüber zur Ackernalm ist prima. Dass unter uns dann auch noch ein Rudel Hirsche vorbeizieht, setzt dem Ganzen die Krone auf.

Großes Tier, schlechtes Foto: Ein Rudel Hirsche zieht unter uns vorbei

Da muss man dann aber auch alle Trümpfe ziehen: Einem vorbeifliegenden Raubvogel binden wir eine Kamera um und lassen uns von ihm filmen. (Na ja, das ist jetzt ein wenig geflunkert. Aber nur ein wenig.)

Nach ausgiebiger Brotzeitpause machen wir uns wieder an den Abstieg. Das geht natürlich wie immer jetzt etwas leichter als hinauf, und so haben wir noch Zeit, die Blumen am Wegesrand zu bestaunen und Fotos zu machen.

Leberblümchen

Zurück an den Autos fahren wir nach Aurach und kehren beim Wölfl ein.

Lustige Einkehr, aber einem schmeckt’s nicht

Nach verdienter Brotzeit geht es ohne Verkehrsprobleme zurück nach Erding.

Manche in der Wand,
manche am untern Rand

Unterwegs waren wir heute auf einer etwas anders als geplant verlaufenen Tour: Die Route verlegt, über Stock, Stein und Bäume gestiegen, geklettert und durch tiefen Schnee gestapft, weglos durchs Gehölz gestiegen und Tierbeobachtungen gemacht – manchmal kommt es halt doch ganz anders, als man denkt. Soviel Erlebnis auf so wenigen Höhenmetern hat man nicht alle Tage!

Teilnehmer: Eva Deuritz, Louisa Handorf, Monika Hofer, Ute Kashoa, Gertrud und Hermann Schießl, Klaus Stolper, Pauline Weber und Gisela Zeis
Tourenleitung, Bericht, Fotos, Video: Hans Sterr

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