In der Venedigergruppe

Anspruchsvolle Touren

12.-15. August 2023, mit Rainer Pollack

Samstag, 12. August

Nachdem die kleine Gruppe bereits am Freitag gegen 18 Uhr nach Osttirol gefahren war und in einer Almhütte im Tauerntal übernachtet hatte, konnten die Teilnehmer etwas länger schlafen. Gegen 7:15 Uhr fuhr man dann zum Parkplatz nach Ströden im hintersten Virgental. Dort wurde die Gruppe um 8:30 Uhr vom Venediger-Taxi abgeholt und zur Johannishütte (2116 m) transportiert. Bei bestem Wetter folgte man dann dem herrlich angelegten Schweriner Weg zum Türmljoch (2772 m), der großartige Panoramasicht auf die Venediger-Eisriesen bot.

Nach gut 2 Stunden war man im Joch, ehe der Abstieg in knapp 2 Stunden zur großen Essen-Rostocker-Hütte (2208 m) erfolgte, in der die Erdinger herzlich empfangen wurden.

Lager 7 in der Rostocker Hütte wurde zugewiesen, aber nach gut 2 Stunden wieder verlassen, da sich eine Hüttenmaus am Rucksack von Ute zu schaffen machte. Dafür gab es dann Lager 7 in der Essener Hütte.

Nachdem die Sektion Essen 1958 zum wiederholten Male ihr Neue Essener Hütte im Umbaltal wegen Lawinen verloren hatte, baute sie neben die bisherige Rostocker Hütte den Neubau dazu. Daher der Doppelname der Hütte. Die Verpflegung war hervorragend und der Nachmittag klang bei herrlichem Sonnenschein im Rostocker Standkorb aus.

In der Nacht gab es ein Gewitter und ziemlich anhaltenden Regen.

Sonntag, 13. August

Um 6:00 Uhr war Frühstückzeit, damit man den Tag gut ausnutzen konnte. Noch war es wolkenverhangen, aber im Laufe des Tages gab es dann prächtiges Bergwetter. Für den Nachmittag waren Gewitter gemeldet, die aber in diese Ecke nicht kamen. So brach man dann um 6:45 Uhr zum vor etwa 10 Jahren neu geschaffenen Höhenweg zur Clarahütte auf.

Eine knappe erste Stunde führte der Weg unterhalb des Rostocker Eckes ohne größere Höhendifferenzen bis zu einer Almhütte unweit des Schanil-/Malhambaches, der auf einem schmalen Steg überquert wurde. Der Weg ist spärlich markiert und erforderte volle Konzentration. Um einen Ausläufer der Bösen Wand führte der ausgesprochen schmale Steig ausgesetzt steil durch die Felswand, zwischenzeitlich auch spärlich mit Drahtseilen gesichert. Sehr anspruchsvoll! Fehltritt verboten.

Nach gut einer halben Stunde war die durchaus mental fordernde Passage überwunden und nun ging es eine weitere Stunde am Rande des Grates der Bösen Wand über steilste Alpinrasen hinauf zu den Ausläufer der Quirlwand. Dann über das „aufm Gemäuere“, eine felsige Passage, unschwierig hinauf zum Hochkarscharte (2820 m), die man nach 3 Stunden Aufstiegszeit erreichte.

Auch hier bot sich eine prächtige Aussicht auf die Eisriesen der Venedigergruppe. Nach einer gemütlichen Rast ging es steil hinunter ins Hochkar und vorbei an kleinen Seen zum „Zopat“, bei dem eine Abzweigung zur Wiesbauerspitze möglich ist. Irgendwie war man hin- und hergerissen und nach dem das Wetter gut war, machten Gerlinde & Markus eine längere Rast und Rainer stieg mit Ute ohne Rucksack in rekordverdächtiger Zeit auf den aussichtsreichen, steilen Mullwitzkopf (2767 m). So heißt der Berg eigentlich, bis er 2007 von der Gemeinde Prägraten als Dank für die Unterstützung durch den Wurstfabrikanten Wiesbauer umbenannt wurde.

Leider gab es kein Jausenpackl von Wiesbauer am Gipfel, dafür aber eine prächtige Aussicht. Lang zog sich dann der Abstieg über den Wiesenberg unterhalb des Oggasilspitz (3032 m) hinunter zur Brücke beim Reggenbach.

Von dort war es dann ein 40minütiger „Katzensprung“ die letzten 100 Höhenmeter hinauf zum interessanten Bau der Clarahütte (2038 m), die an die Steilabhänge des Schinakl (2874 m) ziemlich lawinensicher geduckt angebaut wurde.

Auch hier erhielt man Lager 7, das sehr komfortabel mit Zirbe getäfelt war. Nach einer eiskalten Dusche konnte der herrliche Abend mit gutem Essen genossen werden. Die Entscheidungsfindung, wann am Montag aufgestanden werden sollte, gestaltete sich etwas schwierig. 6 Uhr Frühstück mit Pulverkaffee oder 7 Uhr Frühstück mit „richtigem“ Kaffee, war die Qual der Wahl.

Montag, 14. August

Zuallererst: Der Montag war der Höhepunkt der Tour. Nicht nur, dass es ein strahlender Tag wurde ohne Gewitter und Regen, sondern auch weil alle Teilnehmer in eine Art „Flow“ versetzt waren. Also: 6 Uhr frühstücken – kluge Entscheidung – der Kaffee war dann doch nicht so schlecht, wie befürchtet. Das Hüttenteam hatte das Thermofrühstück sehr schön in einer Kühlbox appetitlich hergerichtet und das sorgte schon einmal für gute Laune. Noch im Schatten ging es dann 6:25 Uhr zur traumhaft schönen Tour los. Zuerst an der Isel leicht steigend das Umbaltal aufwärts, dann nach gut 45 Minuten über eine Brücke auf die linke Bachseite und dann anstrengend hinauf in Richtung Kleine-Philipp-Reuter-Hütte (2690 m). Auch hier gestaltete sich der Weg erst einmal herausfordernd, da ein schweres Gewitter vor ein paar Wochen vier tiefe Wasserrunsen gebildet hatten, die teilweise  5 – 8 m hohe Wände aufwiesen und nicht direkt zu queren waren. Die Umwege waren dann aber gut machbar. In vielen Kehren ging es hinauf zur aussichtsreichen Hütte, die früher das Waschhaus der 1958 zerstörten Neuen Essener Hütte war und zu einem Biwak umgebaut wurde. Etwas mehr als 2 Stunden dauerte der Aufstieg. Ein Blick hinein sorgte aber nicht für eine wirkliche Lust, dort zu übernachten. Nach einer Rast folgten nun Blockwerk, Platten und Schneepassagen, die auf dem Weg zum Vorderen Umbaltörl (2928 m) zu bewältigen waren.

Nach gut 45 Minuten war man oben und konnte auch die Aussicht in die Zillertaler Alpen und zu den Dolomiten genießen. Nun sollte noch als Krönung der Ahrner Kopf (3051 m) her. Der direkte Grat erschien Rainer zu schwer und so folgte man dem Weg zur Lenkjöchlhütte etwa 30 Höhenmeter im Abstieg (mit einer lustigen Passage, bei der man unter einem Felskopf durchkriechen musste). Bei einem großen Steinmann zweigte der Weg zum Gipfel ab, der steil und geröllig war, aber keine größeren Schwierigkeiten bot. Nach gut 30 Minuten war man oben am schmalen Gipfel mit grandioser Fernsicht bei bestem Wetter.

Nach einer kurzen Rast erfolgte der Abstieg am Aufstiegsweg zurück ins Vordere Umbaltörl und weiter zur Kleinen Philipp-Reuter-Hütte. Da der Himmel nahezu wolkenlos war, stieg man auf einem nicht mehr gut markierten Steig mit einer Sicherung hinunter ins Umbaltal und folgte dann dem Iseltrail bis zur Metallpyramide auf ca. 2510 m unweit des kalbenden Gletschers. Hier hatte jeder Zeit, die beeindruckende Ur-Landschaft im Nationalpark Hohe Tauern still zu genießen oder zu meditieren.

Beschwingt machten sich dann alle auf den Heimweg zur Clarahütte, der sich dann doch noch einmal fast 2 Stunden zog und an mehreren Stellen auf den Gletscherschliffen nochmals volle Konzentration bei Seilsicherungen und Klammern erforderte.

Gegen 16:15 Uhr war man zurück bei der gut geführten Hütte und konnte dort die letzten Sonnenstrahlen genießen. 

Dienstag, 15. August

Frühstück 7 Uhr mit gutem Kaffee und anschließend ein landschaftlich nochmals herrlicher Abstieg durch das Umbaltal, vorbei an den Umbalfällen und der Islitzer Alm zurück zum Parkplatz, den die Gruppe um 10 Uhr erreichte. Anschließend fuhr man problemlos zurück nach Hause. Gerade noch rechtzeitig, bevor in Erding und Umgebung das schwere Gewitter mit Hagel aufzog.

Alle waren sich einig, wieder einmal eindrucksvolle und im Gedächtnis bleibende Tage in Osttirol erlebt zu haben. Den Tourenleiter freute es auch, dass alle Teilnehmer so zufrieden waren und die Tourenverhältnisse so großartig waren.

Teilnehmer: Ute Kashoa, Gerlinde & Markus Hübl

Tourenleitung: Rainer Pollack

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