Auf den Hochgern (1.748m)

Eine Bergtour mit Rauf und Runter, Drunter und Drüber, Verlieren und Wiederfinden

23.03.2019, mit Heinz Barczewski – Kurz nach halbacht starteten wir am Samstag in der Früh mit 11 Kranzlern sowie unserem Tourenleiter – in 3 Autos aufgeteilt – unsere Tour vom S-Bahnhof Altenerding.

Ca. 8:45 Uhr erreichten wir schließlich unseren Ausgangspunkt „Parkplatz zum Hochgern“ in der Gemeinde Marquartstein im oberbayerischen Landkreis Traunstein in den Chiemgauer Alpen. Dort angekommen, traf noch eine weitere Teilnehmerin hinzu, so dass wir sodann mit 13 Personen unsere Gruppenvollständigkeit erlangten. Während wir uns am Parkplatz startklar machten, begrüßte uns die Natur bereits mit vielen kleinen Farbtupfern in lila. Es waren die Leberblümchen, die sofort ins Auge fielen. Ihr Name bezieht sich auf die Gestalt ihrer Laubblätter, welche im Umriss an die Form der menschlichen Leber erinnern.

Farbtupfer in Lila

Ca. 9:00 Uhr starteten wir dann unsere Tour zunächst zur geplanten Zwischenetappe, dem Hochgernhaus, einem privaten Bergasthof auf 1.461 m Höhe auf dem Weg zum Hochgern. Für einige von uns blieb das auch das Endziel, während sich die anderen noch der Herausforderung des Hochgerns in 1.748 m Höhe stellten.

Auf unserem Weg nach oben trafen wir auf einige umgestürzte Bäume, die uns eine höhere Sportlichkeit abverlangten, da wir sie überklettern mussten.

Mal geht es drunter…
… mal geht es drüber

Zunehmend die Höhe erreichend, trafen wir auf noch viel Schnee, so dass sich einige von uns die Grödel anlegten, um den Aufstieg gut bewältigen zu können. Es bedurfte Einiges an Schweiß und Anstrengung, welche bereits auf dem Weg nach oben und später ebenso beim Abstieg durch den Anblick dreier weiterer Pflanzengattungen belohnt wurde. Uns begegnete die Pestwurz, welche früher so sehr geschätzt wurde, dass man ihr sogar eine Wirkung gegen die Pest nachsagte und wahrscheinlich somit den Namen prägte. Heute gilt sie noch als wichtige Heilpflanze gegen Migräne, Asthma und Heuschnupfen.

Neben dem weißen Buschwindröschen (eine Pflanzenart aus der Gattung der Anemone in der Familie der Hahnenfußgewächse) zeigten sich noch die gelben Schlüsselblumen bzw. Wiesen-Primeln, auch Himmelsschlüssel genannt, welche augenscheinlich an einen Schlüssel erinnern (steht wohl im Zusammenhang mit Petrus und dessen Schlüssel zum Himmelreich).

An der Bergwachthütte

Apropos Petrus, er meinte es den ganzen Tag mit uns überaus gut und beschenkte uns mit ausgiebigen Sonnenschein und damit mit beeindruckenden Frühlingswetter.

Schnee hat´s noch gnua

Bis ca. 12:00 Uhr sind alle Teilnehmenden am Hochgernhaus eingetroffen.

Hochgern-Haus

Auf der Aussichtsterrasse hatten wir einen fantastischen Ausblick auf eine schier unendliche Bergwelt. Von rechts grüßen Kampenwand und Chiemgauer Hochplatte, vom Geigelsteinmassiv schweifte der Blick weiter zum Zahmen und Wilden Kaiser bis zu den Loferer und Leogangern, dahinter die Zentralalpen mit Großglockner bis Großvenediger und den gesamten hohen Tauern, über die Inntaler Berge bis zu Rofan und Karwendel.

Kaiser-Blick

Während wir es uns mit erfrischenden Getränken

Alt-Herren-Frühling

und hausgemachten Speisen (Kompliment an die Köchin: ausgezeichnet zubereitet) bei ausgiebigem Sonnenschein gut gehen ließen, konnten wir auch bereits die ersten Gleitschirm- bzw. Drachenflieger beobachten.

Was so alles vorbeifliegt…
… und vorbeiläuft

Nur ab und zu mussten wir schmunzelnd Acht geben, damit uns die Bergdohlen nicht den ganzen Kaiserschmarrn stibitzten. Es war wieder unglaublich zu erleben, wie nah sich doch Tier, Mensch und Natur sein können!

Phase 1 – Ausspähen
Phase 2 – Annähern
Phase 3 – Heranpirschen
Phase 4 – Geschafft

Nach unserem ca. dreistündigen obigen Aufenthalt traten wir dann (jeder mit Grödeln) den Abstieg an.

N´unter geht´s
Nochmal drüber

Auf der Zwischenstrecke fanden wir ein paar neue Grödel, die wer verloren hatte und gaben sie auf der weiter unten liegenden bewirtschafteten Hütte ab. Während wir mit dem Fund jemandem wohl eine Freude machen konnten, ereilte einen von uns jedoch ein großer Schrecken. Einem Kranzler ist die gesamte Kameraausrüstung abhandengekommen, so dass wir zunächst einen ungeplanten längeren Zwischenstopp auf Höhe dieser Hütte einlegten, um die genaueren Umstände des Abhandenkommens zu rekonstruieren. Aufgrund der fehlenden Handyverbindung und der wegen des Sturms der letzten Wochen zerstörten festen Telefonleitung war ein Hochrufen in die Hochgernhütte leider nicht möglich. Schließlich setzen wir unseren Abstieg bis zum Parkplatz fort.

Anschließend fuhren wir mit dem zwiespältigen Gefühl eines unguten Wissens, die Kamera eventuell nie mehr wieder zu sehen (über einen kurzen Halt bei der örtlichen Polizeistation zur Meldung im Fundbüro) und einer hinter uns liegenden grandiosen Tour zum Startpunkt S-Bahnstation Altenerding – Ankunft gegen 19:30 Uhr – zurück.

Nachdem abends noch bekannt wurde, dass die Kameraausrüstung auf der Hochgernhütte gefunden und hinterlegt wurde, fiel nicht nur dem Eigentümer ein Stein vom Herzen. Unsere wundervolle Tagestour nahm letztlich ein glückliches Ende. Drum prüfe jeder Kranzler stets unterwegs, ob er alles Mitgebrachte auch wieder bei sich trägt!

Teilnehmer:
Beisegel Sigrid, Berthold-Fiedler Anja (Bericht), Deuritz-Ott Eva, Handorf Louisa, Hofsäss Franz, Huber Ingrid, Kirmair Sepp, Krüger Tobias, Schmidt Ernst, Schramek Harald (Bilder, nicht mehr vom Rückweg!?!), Schreiner Evi, Stotz Gertrud, Barczewski Heinz (Tourenleiter, Bilder)

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