Hoch Tirol

Die HTG auf großer Skidurchquerung

9. bis 14. April 2022 – Teilnehmer: Michael Kreuz, Wolfgang Lex, Matthias Ruderer, Christoph Weber und Christian Reischl (Bericht) ab 09.04.2022; Rainer Preis, Rudi Riepl, Renate Resch, Sabine Rübner und Constanze Klotz ab 12.04.2022, Stephan Schächer ab 13.04.2022

Anreise 9.4.:

Die erste Gruppe der HTG machte sich per Öffentliche Verkehrsmittel s auf den Weg nach Kasern im hinteren Ahrntal, dem Ausgangspunkt der Hochtirol. Die Anreise verlief überraschenderweise problemlos per Zug von München mit Umstieg in Franzensfeste nach Bruneck.

Im Zug nach Franzensfeste
Umstieg nach Bruneck

Von dort fuhren wir mit einem Umstieg in Sand in Taufers ohne Probleme weiter mit dem Bus zum Berghotel Kasern.

Im Bus nach Kasern

Nach unserer Ankunft gab uns das Wetter schon einen kleinen Vorgeschmack für den Start am nächsten Tag mit starkem Wind, leichtem Schneefall und tiefhängenden Wolken.

Berghotel Kasern

Da wir aufgrund der frühen Anreise noch jede Menge Zeit hatten und es draußen nicht einladend war kamen die Ausgleichsportarten Sauna, Ausruhen und Beine hochlegen zum Einsatz. Nach einem üppigen Abendessen und stärker einsetzendem Schneefall gingen wir gespannt auf den nächsten Tag zu Bett.

1. Etappe, 10.4.: Kasern (1.600m) – Essener-Rostocker Hütte (2.208m), 1.800hm/ 16km

Wir entschieden mit der ersten langen Etappe erst um 8:15 zu starten, um der versprochenen Wetterverbesserung etwas Zeit zu geben. Nach reichhaltigem Frühstück ging es bei leichtem Schneetreiben, tiefhängenden Wolken los. Immerhin hatte der Neuschnee über Nacht dafür gesorgt, dass wir bald nach dem Hotel die Ski anschnallen konnten.

Der erste Aufschwung machte bereits deutlich, dass wir die nächsten Tage nur mit einer geringen Schneedecke rechnen konnten.

Erster Aufschwung ins Windtal

Auf dem Weg zum ersten Übergang (und Grenze zu Österreich), dem hinteren Umbaltörl, holten wir kontinuierlich die vor uns gestarteten Gruppen ein und konnten so die ersten Abfahrsspuren in den wunderbar pulvrigen Schnee legen.

Nächster Aufschwung Richtung hinteres Umbaltörl

Am Reggenkees wieder auffellend und öfters mal die Orientierung aufgrund mangelnder Sicht prüfend, durfte Christoph dann die 500 Höhenmeter bis zum schier endlosen Reggentörl spuren. Der Preis für unsere Geschwindigkeit!

Auffellen am Reggenkees
Spurarbeit zum Reggentörl

Am Törl erwartete uns wieder sehr viel Wind mit Schneefall – kein einladender Ort für eine Pause.  Den schönen Pulver bei der Abfahrt konnten wir nur im oberen und unteren Teil des Hanges genießen, da wir aufgrund von Spaltengefahr den mittleren und schönsten Abschnitt mit Seil abfuhren. Die weitere Abfahrt war nach einer kurzen Orientierungsphase bis kurz vor die Hütte möglich.

Am Reggentörl
Rückblick zur Abfahrt

Dort angekommen fanden wir eine vollkommen überfüllte Hütte vor; anstatt Zimmer wurden uns Lagerplätze im Keller zugeteilt.  Den Rest des Tages verbrachten wir an einem erkämpften Tisch in der Gaststube, den wir für den Rest des Tages nicht mehr verlieren wollten. Nach einem etwas chaotischem Abendessen (Buffet), verbrachten wir den Abend bis zur Hüttenruhe mit Kartenspielen und der Tourenplanung für den nächsten Tag.

2. Etappe. 11.4.: Essener-Rostocker Hütte (2.208m) -Großer Geiger (3.360m) –Johannishütte (2.121m), 1260Hm/13,5 km

Nach einer erstaunlich guten Nacht trotz anfänglichem Ölgestank und einem ausgiebigen Frühstück (sogar mit Rührei!) sind wir bei bestem  Wetter zu  unserem erstem echten  Gipfel, dem Großen Geiger aufgebrochen; nicht  zu früh, da es um 6 Uhr noch  sehr kalt sein sollte und es nach einer vermeintlich  kurzen Tour aussah. Bei strahlend blauem Himmel mit ersten Sonnenstrahlen ging bei kaltem und mäßig böigem Wind das Maurertal hinein. Am Talschluss ging es dann zunächst gerade und dann rechts weiter steil bergan. Gestern war die Anzahl der anderen Seilschaften noch überschaubar, heute jedoch war deutlich mehr los.

Start bei schönem, aber kaltem Wetter

Am Gletscher ging es dann angeseilt weiter, stärkere Windböen und aufgewirbelter Schnee machten auch diesen Vormittag nicht zu einer eindeutigen Frühlingstour. Am Skidepot unter dem GroßenGeiger angekommen reihten wir uns in die Karawane zum Gipfel ein; durch den verblasenen Gipfelhang und dem doch sehr wenigen Schnee war Steinschlag durchaus eine reale Gefahr.

Im Maurertal
Am Skidepot
Gipfelaufstieg

Die Gipfelrast war beschränkt auf einen herrlichen Rundblick, Umziehen und Anlegen der Steigeisen, und Fotos schießen.  Mehr Zeit lies der Wind nicht zu. .  Im Osten zeigt sich schon sehr schön unser nächstes Ziel, der Großvenediger.

Gipfel Großer Geiger
Blick zum Großvenediger

Zurück am Skidepot mit kurzer Brotzeitpause, hatten wir eine schöne Abfahrt zur Johannishütte und damit das Ende eines kurzen Tages erwartet. Aufgrund des wenigen Schnees hatten wir jedoch unerwartete Tragepassagen und Gegenanstiege bis zum Türmljoch zu meistern.

Wenig Schnee bei der Abfahrt
Wegsuche zum Türmljoch
Am Türmljoch mit Rückblick zum Reggentorl

Nach kurzer Abfahrt ging die Suche nach Schnee weiter, wir arbeiteten uns auf dem Sommerweg und immer sulzigerem geringer werdenden Schnee Richtung Johannishütte. Alles in Allem war die Etappe zeitlich deutlich länger und anstrengender als erwartet.

Abfahrt zur Johannishütte

An der Hütte angekommen trafen wir auf die zweite Gruppe der HTG. Diese war ohne Schnee zu Fuß vom Tal aufgestiegen. Bei Kaltgetränken, Kaffee und Kuchen tauschten die beiden Gruppen ihre bisherigen Erfahrungen auf der sonnigen Terrasse aus.

Aufstieg zweite Gruppe zur Johannishütte

Beim Abendessen wurden wir mit wertvollen Informationen über eine Abfahrtsvariante vom Großvenediger versorgt, unserer nächsten Etappe. Nach einem schönen gemeinsamen Abend ging es in unser Zimmer, das wir für uns allein hatten.

3. Etappe, 12.4.: Johannishütte (2.121m) -Großvenediger (3.666m) -Matreier Tauernhaus (1.512m), 1.565Hm/ 25km

Durch das erwartete sehr warme Wetter sind wir früh los, dementsprechend die ersten Höhenmeter mit Harscheisen über eisige und etliche apere Stellen. Auf dem Weg zum Defregger-Haus kam dann die Sonne hinter den Bergen hervor und es versprach wieder ein „bäriger“ Bergtag zu werden. Nach kurzer Absprache innerhalb der Gruppe am geschlossenen Defreggerhaus ging es weiter zum Schartl mit einer kurzen Tragestelle – gleich dahinter beginnt der Gletscher.

Es geht früh los
Ein herrlicher Bergtag!
Ab dem Schart geht’s angeseilt weiter

 Angeseilt in zwei Gruppen waren wir dann zügig über der ersten Steilstufe auf dem Oberen Keesboden unterhalb des Vorgipfels und machten dort eine kleine Pause mit fast keinem Wind. Danach gelangten wir zum Skidepot am Vorgipfel, an dem dann der nun mittlerweile sehr bekannte starke Wind jeglichen Frühling nicht aufkommen ließ.   Dadurch blieb auch für die erste Gruppe die Zeit am Gipfel auf ein Foto und eine schnelle Brotzeit beschränkt. Die zweite Gruppe hatte etwas mehr Glück. Im Windschatten des Gipfels ließ es sich für die Gipfelbrotzeit recht gut aushalten.

Oberer Keesboden
Letzer Aufschwung zum Vorgipfel
Skidepot am Vorgipfel
Gipfel Großvenediger

Nach Rücksprache mit einem Bergführer nahmen wir die Abfahrt in Angriff.  Durch den Schneemangel galt es die große Spaltensturzgefahr zu minimieren und so entschieden wir uns dem Rat des Vorabends und des Bergführers zu folgen und nicht wie üblich über die Neue Prager Hütte, sondern links Richtung Kürsinger Hütte abzufahren und dann sofort rechts haltend in einem großen Rechtsbogen Richtung  Untersulzbachtörl zu queren. Die Meter durch den oberen Gletscherbruch waren noch spannend. Dafür hatten die Wartenden noch einen schönen Blick auf die Nordabbrüche des Großvenediger.

Unter dem oberen Gletscherabbruch
What a day!

Dieser Abschnitt war für die wohl meisten Teilnehmer der schönste der gesamten Hochtirol: Bei bestem Pulver und fast unverspurtem, traumhaft schönem Gelände mit Blick auf die Gletscherflanke des Großvenedigers wedelten wir viele Höhenmeter hinab ins Tal.

Traumpulver

Von Untersulzbachtörl ging es mit viel Quer-Fahrten auf dem Viltragen Kees weiter. Dort war allerdings Schieben angesagt; die Konsistenz des Schnees war am frühen Nachmittag nicht mehr ideal, so dass das kilometerlange „Rausschieben“ zum Matreier Tauernhaus noch mal ordentlich Körner kostete. Bis bis ca. 100m vor dem Aussergschlöss gelang das noch ohne die Skier abschnallen zu müssen; danach mussten wir die meiste Zeit die Skier tragen.

Nach Innergschlöss wird der Schnee langsam dünn
Alles grün in Matrei

Auf der sonnigen Terrasse des Matreier Tauernhauses angekommen, entspannten wir ausgiebig bei Kaffee und Kuchen sowie etwas später in der schönen hauseigenen Sauna, lag doch noch die Königsetappe vor uns.

Aufgrund der Schneesituation und des leider bis dahin täglichen, aber erfolglosen Versuchs auf der Rudolfshütte doch noch eine Übernachtungsmöglichkeit zu ergattern, entschieden wir uns schweren Herzens, die nächsten beiden Etappen der Hochtirol auszulassen. Außerdem sagte der Wetterbericht einen Umschwung voraus und nur bis Donnerstag noch geeignete Verhältnis für den Großglockner. Aber dies wird selbstverständlich nachgeholt!

Glücklicherweise konnten wir unsere Plätze auf der Stüdlhütte umbuchen, um am Gründonnerstag die sechste Etappe auf den Großglockner durchführen zu können.

5. Etappe, letzter Teil 13.4.: Parkplatz am Lucknerhaus (1.725m) -Stüdlhütte (2.802m), 880Hm/7,5km

Nach erholsamem Schlaf im komfortablen Tal-Hotel und gut gestärkt fuhren wir zu zehnt zum schneefreien Lucknerhaus, wo Stephan Schächer als elfter Teilnehmer dazustieß.  Nachdem die Ski am Rucksack verstaut waren ging es zu Fuß los.

Abfahrt am Matreier Tauernhaus
Start am Lucknerhaus

 Ca. 100hm unter der Lucknerhütte konnten wir die Skier anschnallen.  Nach einer größeren, aber erfolgreichen Instandsetzung einer Pin-Bindung waren wir nach den ca. 900 Höhenmetern dann recht früh an der Hütte und konnten die große Sonnenterasse mit reichlich Kuchen und Getränken genießen. Und wie üblich wurde natürlich unser neues Lieblingskartenspiel Schandari gespielt.

Kartenspielen Terrasse Stüdlhütte

Nach einem schönen Nachmittag und einem reichhaltigen Abendessen ging es ins Bett.

6. Etappe, 14.4.: Stüdlhütte (2.802m) -Großglockner (3.798m) -Lucknerhaus (1.725m) -Heimfahrt, 930hm/11km

Um 6.30 Uhr brachen wir zur Königsetappe auf.  Die ersten Höhenmeter von der Hütte wie üblich mit Harscheisen und Tragepassagen in der Querung. Michael wählte Variante mit Steigeisen und Ski am Rucksack. Auf dem Plateau Richtung Ködnizkees ging es dann ohne Harscheisen weiter.

Früher Start an der Stüdlhütte

Hier spätestens trennten sich wieder die dynamischeren HTGler von der Genießer-Fraktion. Nach dem Überholen zahlreicher Gruppen in der üblichen HTG-Speed steilte das Gelände auf. Hier war dann schnell klar, dass es in dem harten Gelände ohne Harscheisen nicht weitergeht. Ein Teil der Gruppe entschied sich, links so weit wie möglich nach oben mit Ski zu kommen, dort das Skidepot zu machen, um dann nur noch kurz zu Fuß den Hang zu queren, um das Stein-Plateau unter dem Glocknerleitl zu erreichen.

Blick auf die Aufstiegsspur der ersten Gruppe
Aufstieg zum Skidepot erste Gruppe

Die zweite Gruppe zog nach rechts zum Normalweg mit Seilversicherung, um via Adlersruhe zum Firnhang zu gehen. Manche mit Ski um dann wenigstens die Abfahrt wie die erste Gruppe zu machen.

Aufstieg zur Adlersruhe
Der Sonne entgegen

Das Glocknerleitl, ein ca. 35 Grad steiler Firnhang war eisig/ teils aper aber mit guter Trittspur, sodass es problemlos bis zur ersten Rinne hinauf zum Grat ging.

An der Scharte zum GroßGlockner

Weiter zum KleinGlockner war die erste Gruppe seilfrei und damit recht zügig unterwegs. Das frühe Aufstehen und die Geschwindigkeit hatten sich ausgezahlt da beim Aufstieg wenig los war und die entscheidenden Stellen am Übergang zum Großglockner und die kleine Kraxelstelle dort problemlos möglich war.

Beste Bedingungen heute!

Die Bedingungen grundsätzlich sehr gut, durch wenigen, aber festen Tritt-Schnee. Somit war die Genusskletterei letztendlich viel zu schnell vorbei und wir glücklich am Gipfel. Ein toller Tag mit super Ausblick ist dann wirklich ein krönender Abschluss der Hochtirol.

Erste Rinne zum Grat
Gipfel Großglockner erste Gruppe

Im Abstieg kamen uns dann doch sehr viele Bergsteigergruppen entgegen, auch unsere zweite Gruppe, die mit Seil unterwegs war, hatte an der Scharte zum Großglockner und generell mit viel Gegenverkehr zu kämpfen und verlor damit leider viel Zeit. Der Schnee wurde in der Rinne hinab vom Kleinglockner auch bereits sehr weich und weniger angenehm zu gehen. Nach Brotzeit unterhalb des Glocknerleitls ging es zum Skidepot.

Die zweite Gruppe war doch mindestens eine Stunde später dran und hatte sich kurz vor dem Kleinglockner für die Nutzung des Seils entschieden, da jetzt schon sehr viel mehr los und damit öfter mal ausweichen angesagt war.

Viel los am Grat

Und so dauert es dann auch eine gute Stunde, bis sich der übliche Stau an der Glocknerscharte aufgelöst hatte. Dabei macht es der eine oder andere Bergführer auch nicht gerade besser, der meinte, sich dazwischen drängeln zu müssen. Aber auch die zweite Gruppe erreichte dann letztendlich noch den Gipfel und hatte dabei sogar noch einen „blinden Passagier“ im Seil. Einem 19-Jährigen, dessen Partner vor dem Kleinglockner aufgegeben hatte, wurde „Asyl“ gewährt. So sans hoid, de HTGler.

Gipfel Großglockner zweite Gruppe

Auch diese Gruppe machte dann beim Abstieg unterhalb des Glocknerleits ihre wohlverdiente Pause. Anschließend trennten sie sich. Die, die ihre Ski mit hochgetragen hatten, fuhren auf dem Weg der ersten Gruppe direkt über das ca. 40 Grad steile Ködnitzkees ab und waren so natürlich deutlich schneller im Tal. Der andere Teil ging den Weg zur Adlersruh und von dort über den Normalweg zurück zum Skidepot.

Die Abfahrt war teilweise noch eisig und dann schnell sulzig, sodass es zum Abschluss leider keinen perfekten Firn für uns gab.

Abfahrt

Die Abfahrt war links vom Fluss fast bis noch zum Lucknerhaus möglich, die letzten Meter mussten wir unsere Ski jedoch dann wieder tragen. Aber selbstverständlich gab es dann auch für diesen Teil noch Kaffee und Kuchen, bevor die Heimfahrt angetreten wurde.

Eine sehr schöne Woche ging zu Ende, mit vielen großartigen Eindrücken, aber auch anstrengenden Passagen durch den allerorts sichtbaren Schneemangel.

Abschlussfoto, leider waren Matthias, Christoph und Stephan schon weg
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