MTB: Locker, leicht, lächeln und die „sexy Stellung“
07.-10.06.2019, mit Edwin Volker und Christa Perleb – Zugegeben, der Titel des Berichts ist was für Insider, nichts desto trotz sollten auch Unwissende an unseren Erkenntnissen und Erfahrungen teilhaben und profitieren dürfen. Soviel sei schon verraten: Im Verlauf des Berichts erfahrt ihr die Details. Aber zunächst der Reihe nach:
Tag 0 – Das „Vorspiel“
Bereits die Vorbereitung auf unser Fichtelgebirgs-Abenteuer hat es in sich:
Nicht weniger als der berüchtigte Trail in St. Kolomann und ein BMX-/Skater-Parcour stehen bei drei privaten Treffen auf dem Programm. Sowohl im Gelände als auch bei spielerischen Geschicklichkeitsübungen können alle Teilnehmer die Guides Edwin und Christa mit viel Spaß und dem entsprechenden Können überzeugen.
Dermaßen vorbereitet kann es dann richtig losgehen:
Tag 1 – Anreise und erste Trails
Einige Teilnehmer und Porzellan-Liebhaber wählen die Anfahrt über die Regensburger Autobahn, um das Rosenthal Outlet in Selb zu erkunden. Treffpunkt für alle ist die Pension Walther in Wulmersreuth bei Münchberg im Landkreis Hof. In ländlicher Idylle – umgeben von Äckern und Wiesen gelegen – der ideale Ausgangspunkt für unsere Aktivitäten. Nach Belegung der Zimmer unternehmen wir am Nachmittag bei Traumwetter eine erste Tour zum Kleinen Waldstein.
Schmale Pfade führen uns durch ausgedehnte Wälder. Da gibt es nicht nur Bäume und Radler sondern auch riesige Schwammerl.
Am Kleinen Waldstein dürfen wir dann einen ersten, teils heftig verblockten Trail in herrlicher Umgebung befahren. Um unsere Schaltungen nicht zu ruinieren, müssen wir stellenweise das Radl über die zu eng stehenden Felsbrocken schleppen. Stolz sind wir schon, dass alle Biker/innen die Herausforderungen gemeistert haben.
Zu verdanken haben wir den Großteil der Planung unserem Mitradler Stefan und seiner Frau, welche ihre Wurzeln in diesem wunderschönen Landstrich haben. Auch an dieser Stelle nochmals herzlichen Dank hierfür.
Anschließend genießen wir das vorgezogene Abendessen im urigen „Gasthaus zur Burgruine“ in Oppenroth und belohnen uns zum Abschluss des ersten Tages noch mit dem Besuch einer Eisdiele in Münchberg und einem Absacker.
Tourdaten: 32 km, Fahrzeit 2 ½ Stunden, 630 Höhenmeter, Ø-Geschwindigkeit 12,3 km/h
Tag 2 – Die Herausforderung: Ochsenkopf-Trail
Die heutige Königsetappe klingt fordernd: Rund 75 km, ca. 1.400 Höhenmeter und für einige Teilnehmer/innen als Bonus ein naturbelassener Downhill-Park. Auch ohne diesen zusätzlichen Event müssen wir alle mit unseren Kräften haushalten, um entsprechend Edwins Motto „locker, leicht und lächeln“ den Gipfel (1.011 m) nicht per Gondel, sondern per Radl und mit reiner Muskelkraft zu erklimmen. Zugegeben, das Lächeln ist uns manchmal abhanden gekommen, aber redlich bemüht haben wir uns immer!
Jetzt finden wir auch noch eine geeignete „Location“, um uns für den Alpenkranzl-Wettbewerb „Bestes Foto 2019“ in Szene zu bringen:
Inspiriert zeigt Edwin, dass die persönlichen sportlichen Grenzen (mit Können und dem richtigen Bike) nach oben fast beliebig erweiterbar sind.
Für die einen bedeutet die Gipfelankunft eine wohl verdiente Kaffeepause am Asenturm, während der andere Teil der Gruppe sich für den Downhill rüstet und Rucksäcke sowie Helme festzurrt.
Drei Worte um den „Fichtelride“ im Bikepark Ochsenkopf zu beschreiben? Steine, Steine, Steine! Wer es gerne etwas technischer und verblockt mag, wird den zwei Kilometer langen Trail lieben. Anfänger, so die Beschreibung, sollten die teilweise recht ruppige Strecke hingegen trotz moderatem Gefälle meiden.
Der obere Teil ist von Felsen und Wurzeln geprägt und verlangt der Fahrtechnik einiges ab. Beweisvideos hierzu finden sich auf YouTube.
Wir sind begeistert, müssen aber die Bergbahn nehmen, um unsere Gruppe in angemessener Zeit wieder zu erreichen. Die etwas stämmige Dame vom Liftpersonal ist beeindruckt, als wir Mädels am Ende der Fahrt mühelos unsere Bikes von der Gondel heben.
Verschwitzt bei sommerlichen Temperaturen freuen wir uns jetzt auf die Erfrischung im nahen, idyllisch gelegenen Fichtelsee.
Etwas verspätet starten wir zum anstrengenden Heimweg, treten dafür aber noch kräftiger in die Pedale, um unser Abendessen nicht zu versäumen. Gemäß Edwins Aussage haben wir pro Tag „nur 1.000 Streichhölzer“ zur Verfügung, die wir sinnvoll einzusetzen haben. Diese sind allerdings heute bei den meisten komplett aufgebraucht und müssen in Münchberg mit Pizza und anderen italienischen Spezialitäten wieder nachgefüllt werden.
Zuvor haben wir auf der Wiese vor unserer Pension noch unsere müden Muskeln und Sehnen mit Dehnübungen zu neuem Leben zu erweckt – was für ein Vorteil eine Yogalehrerin in der Gruppe zu haben!
Tourdaten: 70 km, Fahrzeit 5 ½ Stunden, 1.450 Höhenmeter, Ø-Geschwindigkeit 13,1 km/h
Tag 3 – Utsee und MTB-Teststrecke des Bikehersteller Cube
Heute soll der Radltag für einige von uns etwas gemäßigter verlaufen – von Edwin als „Wellnesstag“ angekündigt – und von den meisten mit freudiger Erwartungshaltung zur Kenntnis genommen. Plangemäß starten wir um 9 Uhr nach der üblichen Lagebesprechung.
Ein weiterer Zuhörer lauscht andächtig den Ausführungen.
So ganz nebenbei werden wir auch auf den aktuellen Stand der Bikermode gebracht:
Bei Traumwetter radeln wir zunächst am Förmitzspeichersee entlang. Es ist heiß, der Schweiß rinnt und unsere Getränkeflaschen sind schnell leer. Wie gut, dass wir im Wald auf die Saalequelle stoßen. Ein wenig Geduld ist schon angebracht, bis eine Trinkflasche wieder aufgefüllt ist.
Zwar sind einige skeptisch hinsichtlich der Wasserqualität, was unseren Guide aber nicht davon abhält, das kühle Wasser zu genießen. Wir haben bei ihm in Folge auch keine nennenswerten Ausfallerscheinungen feststellen können, abgesehen davon, dass er über Baumstämme und von steilen Staudämmen fährt, oder eigenartige Fahrradpositionen einnimmt (siehe nachfolgende Fotos).
Kurze Zeit später überrascht uns eine Alpenkranzlerin mit ihrer Feinmotorik: Während der Fahrt auf schmalen Waldwegen droht plötzlich eine Kontaktlinse verloren zu gehen. Geistesgegenwärtig kann sie mit dem Finger den Verlust verhindern und meint, dass sie kurz anhalten müsse. Ohne Spiegel zur Hand, helfen wir ihr natürlich bei der richtigen Platzierung „mehr links, eher rechts, passt schon“. Gut, dass wir nicht gezwungen sind, das durchsichtige Plastik auf den Tannennadeln zu orten.
Nach schönen, einfacheren Trails, kommen wir an einem eher ungewöhnlichen Haus vorbei und müssen uns dieses genauer ansehen. Ökologisch korrekt stand der Baum schon eher da, weshalb sich das Haus um den Baum herum anpassen musste.
Angekommen am Utsee, der von einer erfrischenden Quelle gespeist wird, können wir uns mit Baden und gastronomischen Angeboten verwöhnen oder ohne Einkehr den von dem Bikehersteller Cube errichteten Testpark widmen. Bärbel und Reinhold aus der Fraktion Triathlon und Marathon zeigen uns Normalos bei krassen Anstiegen immer wieder auf, wo konditionsmäßig „der Hammer hängt“. Deshalb lassen wir sie und ein paar andere „Radlverrückte“ zum Austoben hier von der Leine, während wir uns im kristallklaren See und auf der Terrasse vergnügen.
Im Bauernhof-Cafe zur Geigersmühle treffen wir uns wieder, um gemeinsam inmitten ganz viel Natur unseren Flüssigkeits- und Kalorienverlust auszugleichen.
Tourdaten: 60 km, Fahrzeit 4 ½ Stunden, 800 Höhenmeter, Ø-Geschwindigkeit 14,5 km/h
Tag 4 – Bike & Hike
Die heutige Strecke führt uns über den Weißenstädter Stausee und einen holprigem Wurzelweg aufwärts zu unserem Tagesziel, den Großen Waldstein.
Er ist mit 877m höchster Berg im nördlichen Fichtelgebirge und liegt inmitten eines sogenannten Naturwaldreservates; dies bedeutet, dass sich der Wald seit 1970 ohne forstliche Bewirtschaftung weitgehend natürlich entwickeln kann.
Bei der Gaststätte parken wir unsere Räder und machen uns zu Fuß auf dem Weg vorbei am Teufelstisch, auf dem der Teufel mit eisernen Karten gespielt haben soll,
einem Aussichtspavillon mit herrlicher Rundumsicht über das Fichtelgebirge. Er wurde in den 1950er Jahren wegen eines angekündigten Besuches von König Maximilian II errichtet.
Nach dem Abstieg landen wir zielgenau in der Gastwirtschaft und lassen uns verdientermaßen mit Speis und Trank verwöhnen. Hier gibt es noch richtige, handgemachte fränkische Klöß.
Die Größe dieser Kartoffelknödel ist wohl noch ein Relikt aus früheren Zeiten, knapp in ein Kanonenrohr passend. Mit solchen Teilen – entsprechend abgelagert – wurden möglicherweise früher sogar Kriege gewonnen.
In rasanter Abfahrt verabschieden wir uns vom Großen Waldstein und nehmen – da sich unser Kurzurlaub leider schon deutlich dem Ende zuneigt – etwas wehmütig Kurs nach Wulmersreuth.
Die Räder sind schnell verstaut und schon heißt es es Abschied nehmen. Vier wunderschöne Radltage sind vorbei. Wir waren eine tolle Gruppe mit hervorragenden Guides sowie außergewöhnlichen Touren und Erlebnissen. Nochmal DANKE an Stefan und seine Frau, die uns mit viel Engagement und ihren Insiderkenntnissen dies alles ermöglicht haben.
Tourdaten: 34 km, ca. Fahrzeit 3,5 Stunden, 600 Höhenmeter, ca. Ø-Geschwindigkeit 13 km/h
Ach ja – was die „sexy Stellung“ betrifft: Eine verbale Beschreibung ist nur schwer möglich, daher lässt Edwin es sich nicht nehmen, diese bei seinem Abschieds-Event live vorzuführen!
(3.-6. Oktober 2019 „Wildnis-Camp am Falkenstein“, siehe später auch MitgliederMagazin 4. Quartal).
Teilnehmer: Bärbel, Irene, Martina, Petra, Uschi, Claus, Paul, Reinhold, Stefan,Walter (und drei Teilnehmer mussten leider absagen)
Guides: Edwin Volker und Christa Perleb
Bericht: Paul Maier und Christa Perleb
Fotos: Diverse