Basiswissen für Kletterer: Draußen ist es manchmal etwas nasser als drinnen
Es ist Ende April und – als bräuchte man genau jetzt eine Bestätigung des jedem bekannten Sprichworts – er macht, was er will. Seit Stunden nur Regen und jetzt – am Sonntag früh im Landkreis Sulzbach-Rosenberg – auch noch Schnee. Gute Bedingungen fürs Klettern sehen definitiv anders aus. Und das, obwohl zahlreiche Felsen nur wenige Kilometer entfernt liegen. Doch da allen klar ist, dass uns Petrus an diesem Wochenende wohl nicht sonderlich gnädig gestimmt ist, fassen wir den Entschluss, es in drei Wochen weiter südlich in den bayerischen Voralpen erneut zu versuchen.
Am Abend des 26.04.19 trafen sich sechs motivierte Hallenkletterer im Gasthaus „Zum Neutrasfelsen“ in Etzelwang (Landkreis Sulzbach-Rosenberg, Oberpfalz), um von einem ebenfalls motivierten Trainer in den nächsten Tagen die Techniken zu lernen, die man für den Sprung vom bunten Plastik zum weniger bunten Fels braucht. Nach einer kurzen Vorstellungsrunde und einigen Informationen zum Material und dem Fahrplan fürs Wochenende wurden noch die Naturschutzthemen verteilt, da jeder am letzten Tag zu Themen wie Vogelschutz und dem Verhalten am Wandfuß ein (sehr) kurzes, selbst erarbeitetes „Referat“ halten sollte.
Nach einem ausgiebigen Frühstück fuhren wir am nächsten Morgen gemeinsam zur Weißen Wand, welche sich durch ihre gute Absicherung und recht anfängerfreundliche Schwierigkeitsverteilung gerade für Kurse besonders gut eignet. Trotz der verregneten Nacht zuvor war der Fels trocken und so konnten die Teilnehmer sofort ihre ersten Routen im Fels klettern – noch gesichert im Toprope. Der große Unterschied zur Halle ist jedoch zum einen, dass die Expressschlingen selbst eingehängt werden müssen und zum anderen, dass die Umlenkung am Ende der Route oft nicht aus einem Karabiner, sondern einem einfachen Haken besteht. Deshalb wurde im Folgenden genauer besprochen, wie die „Exen“ eingehängt werden müssen. Für das andere „Problem“ wurde in einer gemeinsamen Trockenübung an Bäumen im Hang das sogenannte „Fädeln“ geübt. Nachdem jeder diese Technik routiniert beherrschte, ging es zusammen zurück zum Fels und die Teilnehmer kletterten in leichten Routen und wandten das Erlernte selbstständig an.
Nach der anschließenden Mittagspause wollten wir uns gemeinsam dem Abseilen widmen, doch das kurze Schönwetterfenster war plötzlich zu Ende, weshalb wir uns dazu entschlossen, zurück zum Neutrasfelsen zu fahren. Wenn schon nicht sportlich, können wir uns zumindest kulinarisch betätigen, dachten wir uns und so fuhren wir dann am Abend noch für Scheuferle und Dunkles Bier ins Gasthaus „Zum Bayerischen Johann“. Obwohl alle aufgegessen hatten, sah der nächste Morgen allerdings noch schlechter aus, weshalb wir uns am 17. Mai erneut treffen wollten.
Doch aus dem Plan, die verbleibenden Inhalte am Brauneck nachzuholen, wurde nichts. Immer noch lagen auf 1.500 Höhenmetern knapp zwei Meter Schnee. Nicht weit davon entfernt – in Bad Heilbrunn – gibt es allerdings einen alten Steinbruch mit zahlreichen Kletterrouten. Die dort vorherrschende Klettertechnik des Plattenkletterns an strukturarmen geneigten Wänden stellten alle – auch den Trainer – anfänglich vor kleine Probleme, die sich allerdings mit etwas Übung gut auflösen ließen. Nach einigen Aufwärmrouten lernten die Teilnehmer – erneut in Trockenübungen an Bäumen – die Technik des Abseilens, welche jeder kurz darauf wieder am Fels üben konnte.
Wir beendeten den Tag – der ausnahmsweise von strahlendem Sonnenschein geprägt war – mit einigen weiteren Routen, so dass sich jeder genügend Routine aneignen konnte um in Zukunft selbstständig in Einseillängenrouten unterwegs zu sein. In Kürze hoffentlich auch an Brauneck, Benediktenwand und Co. – schon alleine wegen der Aussicht.
Dabei waren: Annemone Boden, Vinzenz Drahm, Marc Ende (leider nicht am Ersatztermin), Vinzenz Drahm, Michael Kienastl (Kursleitung und Bericht), Christian Kleitner, Sammy Kleitner und Christian Reischl