Bunter geht´s nicht!

01.05.2025 Donnerstag: Heute ist nur Anreise, denn 720 km brauchen ihre Zeit. Mit einem E-Auto und zwei Kleinbussen sind wir ökologisch korrekt unterwegs. Über den San Bernadino geht es staufrei an Mailand und Genua vorbei an die ligurische Küste. Bereits die Autobahn ab Genua gibt einen Vorgeschmack auf die Zugreisen dieser Woche: Viele, viele Tunnels. Unser Hotel Clelia in Deiva Marina liegt nur wenige Meter vom Strand entfernt, so nutzen einige sofort das sonnige Wetter für ein erstes Bad im Meer.
02.05.2025 Freitag: Wanderung Deiva Marina über Framura nach Bonassola, 13km 750HM
Direkt ab Hotel machen wir unsere erste Wanderung. Steil geht es bergan, wir sind froh über die nordseitige Ausrichtung und den Wald. Weiter geht es oberhalb der Steilküste abwechslungsreich nach Costa, einem der Ortsteile von Framura. Hier steht ein Wehrturm aus karolingischer Zeit, daneben die alte Kirche di San Martino.

Wir genießen die wunderbare Aussicht, bei leichtem Wind ist es in der Sonne zu heiß und im Schatten zu kühl. Die Reste des mitgebrachten Apfelstrudels sind schnell vertilgt. Sehr abwechslungsreich steigen wir durch die Weiler Framura und Anzo hinunter zum Bahnhof von Framura. Im zweiten Abschnitt der Wanderung laufen wir über eine Treppenanlage und längs einer Straße entlang der Steilküste. Wunderbare Blicke auf den Naturhafen Porticciolo di Framura und eine Badebucht locken von unten.

Auf felsigem Terrain machen wir Brotzeit, bevor wir am Salto della Lepre einen ersten Blick über die ganze Küste haben.

In Bonassola ist erste Bademöglichkeit, diese wird genauso genutzt wie „zuhause“ in Deiva Marina.
03.05.2025 Samstag: Wanderung Camogli – San Fruttuoso – Portofino, 14km 930HM
Bereits um 6:30 steht das Frühstück an, das sehr üppig ist und keine Wünsche offenlässt. Der Zug hat kaum Verspätung, ohne Umsteigen erreichen wir Camogli. Der Umweg durch die Altstadt ist lohnenswert:

Die imposante Basilica di Santa Maria Assunta thront über dem wunderbaren Alten Hafen. Dort wird gerade die 4 m große Pfanne für das Fischerfest nächsten Samstag aufgebaut:

Der Weg hinauf nach San Rocco besteht großteils aus Stufen, die zwischen Steinmauern direkt nach oben leiten. Dort hat man eine tolle Sicht auf Camogli und die Küste bis Genua.

Erst nordseitig durch frischen Wald querend, später in Serpentinen ansteigend erreichen wir den höchsten Punkt des Küstengebirges Promontorio di Portofino, den Monte di Portofino mit 610m. Der Brotzeitplatz ist frei, es gibt wahlweise sonnige oder schattige Plätze, alle Bedürfnisse befriedigend. Ab den Piettre strette, den freistehenden Nagelfluhfelsen, reihen wir uns wie die Perlen eines Rosenkranzes in die Menschenschlange ein, die sich zum Kloster San Fruttuoso hinunterzieht. Schön ist das nicht, aber auch nicht anders zu erwarten. Einer der Hotspots des Tourismus an der ligurischen Küste, nur per pedes oder mit dem Schiff zu erreichen.

Wie die Sardinen in der Büchse liegen die Sonnenhungrigen vor dem Kloster am Strand.

Trotz der Menschenmassen hat der Ort Atmosphäre, wir erhaschen beim steilen Aufstieg Richtung Süden noch einen Blick auf diese traumhafte Bucht. Der angeblich berühmte Blick von Base 0 beeindruckt nicht besonders, viel Meer und viel Steilküste, aber das hatten wir ja schon während der ganzen Wanderung. Immer wieder fotografieren wir wunderschöne Blumen:


Bis uns der Blick hinunter nach Portofino gefangen nimmt: Man versteht, weshalb die Reichen hier vor Anker liegen und die Menschen sich in Massen durch die Gassen schieben: Das Panorama ist traumhaft schön.

Wir genießen bei der abschließenden Bootsfahrt die Sicht vom Meer aus. Am Horizont sind schwarze Wolken und die Fahrt fühlt sich an, als hätte der Kapitän zu viel getrunken … .

04.05.2025 Sonntag: Wanderung Bonassolo über Levanto nach Monterosso, 11km 620H
Wir buchen heute im Hotel nur die Hinfahrt mit dem Zug, da seit letztem Jahr in der Cinque Terre Zugbindung bei der Buchung Pflicht ist. Das ist nicht ganz einfach in der Planung, da wir ja beim Wandern nicht minutengenau planen können. Und so hat man das Risiko, dass der Zug ausgebucht ist. Das wollten wir in den ersten 2 Tagen, an denen wegen des Feiertages extrem viel los war, nicht riskieren. Heute gilt`s!
Vom Bahnhof Bonassolo nehmen wir den Umweg über den Uhrenturm, da wir die Strandpromenade schon vor 2 Tagen gesehen haben und wir so die Stadt von oben sehen. Über Gärten und Treppenanlagen geht es zum Sattel nach Scernio und von dort wieder durch Felder und Gärten hinunter nach Levanto. Vor der Kirche legen wir eine Rast ein. Vorbei am Castello wieder aufwärts, hier ist schon mehr Wanderverkehr. An einem sonnigen Felsen gibt es Brotzeit, wir chillen ein bisschen, dann geht es weiter mit kleiner rutschiger Bachquerung in schattigem Wald bevor wir wieder der Küste entlang in die sonnige Garrique eintauchen. Und dann erreichen wir den Aussichtspunkt bei der Ruine der Kirche San Antonio: Die ganze Cinque Terre Küste wäre zu sehen, wenn da nicht die Regenwolken wären … .

Aber wir sind froh, dass es bis runter in den Ort trocken bleibt, erst bei der Ortsbesichtigung braucht es Regenjacke oder -schirm. Neptun ohne Arme und Dreizack, es könnte auch Sisyphus sein: Die Amerikaner warfen im zweiten Weltkrieg hier versehentlich Bomben ab, die Erosion tut das Übrige.

05.05.2025 Montag: Stadtbesichtigung Genua
Für heute sind massive Regenfälle vorhergesagt, da kommt ein Ruhetag für einige recht. Die meisten sind erlebnishungrig und erkunden Genua.
Bei der Hinfahrt mussten wir in Sestri Levante umsteigen. Die Suche nach dem richtigen Gleis gestaltete sich zunächst etwas schwierig, aber wir hatten zum Glück genügend Zeit. Die Weiterfahrt verlief problemlos und wir kamen pünktlich am Bahnhof Brignole in Genua an.
Alle gemeinsam begaben wir uns auf die Via XX Settembre, die Promeniermeile Genuas in Richtung Piazza De Ferrari. Hier befindet sich die neue Börse und der Dogenpalast.
Ein Teil der Gruppe entschied sich für die Besichtigung des Meeres- und Schifffahrtmuseums am Hafen.

Die anderen starteten zur Besichtigungstour durch die Stadt. Ein besonderes Highlight war die Kathedrale San Lorenzo mit der Turmbesteigung.

Der Ausblick war trotz des trüben Wetters gut. Geregnet hatte es bis dahin noch gar nicht. So viel zur Wettervorhersage. Später schien sogar die Sonne und wir bestaunten auf dem Weg zum Hafen die Galeone Neptune und die Weltkugel, in der ein kleiner botanischer Garten untergebracht ist. Danach ließen wir uns durch die schmalen Gassen mit den kleinen Geschäften treiben, bevor wir als Abschluss noch die Via Garibaldi mit Ihren tollen Villen besichtigen wollten. Leider kam dann doch noch der Regen, sodass wir in ein Cafe flüchteten. Den Weg zum Bahnhof konnten wir schon wieder im Trockenen zurücklegen. Zufrieden kamen wir pünktlich zum Abendessen nach Deiva Marina zurück.
06.05.2025 Dienstag: Wanderung Tellaro – Montemarcello -Tellaro, 600HM 12 Km
Die Bahn streikt! Zum Glück sind wir dank der Autos, die 2km vom Hotel entfernt geparkt sind, dennoch mobil. So geht es über die Autobahn an La Spezia vorbei nach Tellaro. Im Reiseführer als sechstes Cinque Terre Dorf gepriesen, liegt dieser Ort wie die Cinque Terre Dörfer malerisch an der Küste, aber an der des Golfo dei Poeti, nicht an der Cinque Terre. Der Parkplatz kostet 10€, aber es gibt Parkplätze! Wir wandern über Maultierpfade zum höchsten Punkt der Halbinsel, von dort hat man einen guten Blick hinüber zu den apuianischen Alpen, Carrara-Marmor strahlt hell herüber. Der Blick zum Boden ist mindestens so schön, ein ganzes Meer von Thymian mit Schmetterlingen erfreut das Auge. Weiter geht es zum Bergdorf Montemarcello. Malerische Gassen, kein Regen und dann eine tolle Einkehr beim Bistro delle Ragazze. Die beiden Schwestern betreiben diese winzige Lokalität am zentralen Platz des Ortes und wir 15 haben gemeinsam Platz unter einem schattigen Baum. So schön dieser große Platz in der kleinen Ortschaft heute ist: Entstanden ist er durch Bombardierung im 2. Weltkrieg.

Leider ist der spannende Küstenweg wegen Felssturz gesperrt, so wandern wir weiter landeinwärts über schöne gepflasterte Wege retour nach Tellaro. Das wirklich malerisch ist und fast menschenleer! Bunte Häuser, enge Gassen und ein kleiner Hafen. Einfach schön!

07.05.2025 Mittwoch: Wanderung Monterosso über Madonna di Soviore nach Vernazza, 11km 700HM
Gleich vom Bahnhof weg gehen wir steil hinauf zum Friedhof und der Kapuzinerkirche und genießen heute ohne Regen die Sicht auf Monterosso. “70 Höhenmeter umsonst“, (O-Ton Reinhold) da der eingezäunte Aussichtsplatz geschlossen ist. Die Aussicht war aber dennoch gut. Steil wieder runter in die Ortschaft, die Kirchen haben wir vorgestern schon angesehen. Es ist noch früh am Morgen, daher sind noch nicht viele Touristen unterwegs, die Masse von den großen Kreuzfahrtschiffen kommt später. Auch das Oratorio di Santa Croce schauen wir noch an, dann geht es der Via Roma folgend geradewegs hinaus aus dem Ort, einem schattigen Bachlauf folgend. Keine unnötige Wegstrecke – es geht steil hinauf zur Wallfahrtskirche. Wir treffen nur wenige Wanderer, die meisten wandern tief unter uns auf der mautpflichtigen Strecke nach Vernazza.

Die folgende Strecke entlang der Straße ist ungut: zwei Autos schneiden die Kurve, in der wir ihnen entgegenlaufen. Bald geht es rechts weg und wir wandern einem Höhenweg folgend, teilweise auf den alten Stützmauern aussichtsreich nach Süden. Dankenswerter Weise wurde die Aussicht nach Vernazza hinunter freigeschnitten:

Kurz vor der zweiten Wallfahrtskirche (jede der fünf Ortschaften hat ihre eigene!) Santuario di Nostra Signora di Reggio bekommen wir einen heftigen Regenschauer ab, der zum Glück nur wenige Minuten dauert. Kurz darauf scheint wieder die Sonne! Über den „mulatiera“, den gepflasterten Maultierpfad geht es hinunter nach Vernazza. Auch hier hat man vom Friedhof eine tolle Aussicht und wir haben hier wohl den besten Rastplatz der gesamten Küste:

Nachmittags in Vernazza: wie am Stachus! Einige flüchten gleich mit dem Zug nach Deiva Marina, wo man in der „Bar der Einheimischen“ bei birra und Spritz den Tag gemütlich ausklingen lässt. Einige steigen noch auf den Turm in Vernazza und machen Bilder von der anderen Seite des Ortes. Zwischendurch regnet es mal wieder kurz, aber die Schauer sind wenig ergiebig und es wird schnell wieder warm.

08.05.2025 Donnerstag: Wanderung Riomaggiore über Colle del Telegrapho und Campiglia nach Port Venere, 820Hm 19km
Zum zweiten Mal heißt es um 6 Uhr aufstehen, da wir heute die Königstour dieser Woche gehen: Circa 19 km und 820 Höhenmeter vom Meer über den lang gezogen Höhenkamm, der nach Süden in Porto Venere endet. Da wir schon kurz nach 8 Uhr in Riomaggiore sind, haben wir bestes Licht zum Fotografieren und die Straßen sind nur von wenigen Touristen bevölkert. Die meisten davon sind Wanderer wie wir, davon zwei Drittel Franzosen.

Wir teilen uns die Strecke mit der französischen Gruppe, die im gleichen Hotel wie wir wohnen. Einem plätschernden Bachlauf folgend erreichen wir die Straße, nach dieser geht es durch Wald querend zur dritten Wallfahrtskirche Santuario di Nostra Signora di Montenero

Hier nun der ultimative Blick über die ganze Küste: Rechts bis zur Landzunge von San Antonio und links bis zur Insel Palmaria.

Nach dem steilen Anstieg zur Kirche genießen wir die sanfte Steigung der Querung zum Colle. Unterwegs lädt ein Bioweingut zum Wein, aber wir wollen den Weg nicht doppelt sehen und verlassen dieses wunderbare Stückchen Erde zügig wieder. Nach dem Colle beginnt ein Trimm-Dich-Pfad durch Kastanienwald. Auch Korkeichen bewundern wir hier.

Der geplante Brotzeitplatz wird des leichten Regens wegen vorverlegt an den Hauptplatz von Campiglia, dort bietet das dichte Blätterdach der Pinien ausreichend Schutz. Im Wald ist es zuerst noch frisch, bald kommt mit der Sonne wieder Hitze. Der Wald gibt Blicke auf La Spezia frei, wir sehen unsere Wanderung von Tellaro nach Montemarcello auf der anderen Seites des Golfes wunderbar vor uns.
Waldig geht es weiter immer dem Kamm entlang, bei einer Straßenquerung widerstehen wir abermals der Versuchung eines Drinks, da der schwierigste Teil der Strecke vor uns liegt. Ausgesetzt geht es an der Westseite des Berges hoch über dem azurblauen Meer entlang: Apropos AZUR: Weite Strecken unseres Weges folgen dem Sentiero verde azzuro, dem grün-blauen Weg der ganz Ligurien durchquert. Spektakulär der Blick auf die Insel Palmaria und die Kirche davor.

Letzte Schritte führen steil bergab zum Castello, wir gelangen nach Porto Venere.

Die Kirche San Pietro im typisch ligurischen schwarz-weißen Streifenlook besticht im Innern mit Schlichtheit. Sie stammt aus dem 12. Jahrhundert und soll auf den Resten eines Venustempels stehen, woher die Siedlung ihren Namen hat. An diesem Wochentag hält sich der Touristenstrom in Grenzen und wir schlendern noch durch die Treppengässchen. Die geplante Bootsfahrt entlang der Küste kann heute stattfinden, allerdings legt das Schiff nicht in Manarola und Vernazza an, da die Dünung nach der Schlechtwetterphase immer noch stark ist. Die Sicht ist phantastisch und wir passieren die Wanderwege dieser Woche.

09.05.2025 Freitag Wanderung Corniglia über Volastra und Groppo nach Manarola, 9km 480HM
Wir starten am Bahnhof Corniglia wie alle anderen mit dem Anstieg über die berühmt-berüchtigte Treppe, die aber gar nicht schlimm ist, sondern sich mit geringer Steigung und bestem Trittabstand als sehr bequem erweist.

Aussicht links, Aussicht rechts, es wiederholt sich halt doch in jedem Dorf …. .Da der Weg unten an der Küste in diesem Abschnitt gesperrt ist, geht es mit allen anderen Wanderlustigen den Berg hinauf nach Volastra. Sehr schön ist heute die Querung auf Trockenmauern. 7000 Kilometer davon gab es in der Cinque Terre, nur noch 1200 existieren. Da diese gegen die Erosion wichtig sind, wird der Bau gefördert und so können wir heute die Anlieferung von Steinen zum Trockenmauerbau per Heli „bewundern“. Später geht es wunderbar durch Weinberge und da wir heute nicht so weit laufen müssen, nutzen wir die Gelegenheit zu einer Weinverkostung: Cinque Terre DOP, das Glas für 7,50€, dafür in aller bester (Aussichts-)Lage!

Beschwingt wandern wir weiter, und da wir nicht wie alle anderen direkt nach Volastra absteigen, sondern den Weg über Groppo nehmen, sind wir hier wieder fast alleine. Eine unbekannte Orchidee wird per App als Zungenstendel identifiziert, ob herzförmige oder verkannte oder einstielige, das ist uns nicht so wichtig.

Am Sporn des Hügels erreichen wir den Weg Manarola – Riomaggiore und damit endet die Idylle abrupt. Die Sicht ist nochmals herrlich, steil steigen wir nach Manarola ab, dieser Weg ist nun wirklich mit übel hohen Stufen ganz schlecht zu gehen. Kein Wunder, dass ein Mädchen mit Flipflops fast weint. Babys ohne Mützchen in der Sonne, alles was es nicht braucht, sieht man hier. Auch hier entschwindet ein Teil der Gruppe sofort nach Erreichen der Hauptstraße gen ruhigere Gefilde, wir Tapferen stellen uns der Herausforderung und reihen uns in den Strom der Menge ein um ein paar Bilder zu schießen und ein wenig die Buntheit der Häuser auf uns wirken zu lassen.

Sehr zeitig gehen wir Richtung Bahnsteig, was sich als sinnvoll erweist, angesichts der Massen. Und es ist angeblich nur durchschnittlich was los, ein „gelber Tag“ im Kalender der Bahn. Das wirkt sich auch auf die Zugtickets aus, man versucht über den Preis der heillosen Überfüllung gegenzusteuern.

In Deiva Marina nehmen wir einen Drink in der uns bereits bekannten Bar, bevor wir uns noch eine Erholung am Strand gönnen und uns mutig ins kalte Wasser stürzen. Mit einem gemeinsamen Drink im Hotelgarten am Pool lassen wir diese wunderbare Wanderwoche ausklingen.


Tourenleitung und Bericht: Constanze und Michael
Mit dabei waren: Claudia, Uta, Elisabeth + Reiner, Christiane + Jürgen, Kornelia, Petra + Hans, Bärbel + Reinhold, Anton, Wolfgang
Fotos: Diverse Teilnehmer