Im Herz der Dolomiten
17. bis 20.7.2025 Das Wetter am Zielort sieht gut aus, der Rucksack ist gepackt – also ab ins Herz der Dolomiten. Die Vorfreude steigt, als ab dem Brenner die Sonne lacht – nach Dauerregen bei der Anfahrt. Am Grödner Joch angekommen soll es als Einstieg der Piscadu-Klettersteig sein, bei dem wir uns für die tags darauf geplante Königsetappe aufwärmen können.

Erst mal den Einstieg finden – das war wegen einer kürzlich abgegangenen Geröll- Lawine nicht so einfach. Aber dann ging es mittags endlich an den Felsen.



Der Steig ging anfangs malerisch neben einem Wasserfall her und war zu unserem Glück nicht so überlaufen wie angekündigt. Nach 450 Hm und einer schönen Hängebrücken- Überquerung konnten wir die Klettergurte schon wieder einpacken und waren in einer grandiosen Landschaft angekommen.


Die typischen Dolomiten- Zacken rundherum und der Blick von 2500 m runter auf die Dörfer im Tal machte richtig Lust auf die nächsten Tage.

Der Wanderweg runter führte an der Piscadu- Hütte vorbei übers schöne Mittagstal in einem auf- und ab zurück zum Auto – am Ende doch etwas länger und anstrengender als erwartet – aber wunderschön.

Bei der Anfahrt zu unserem Quartier Capana Bill sahen wir uns das Ziel für morgen, die Marmolada im Vorbeifahren schon mal an mit ihrem Gletscher. Also früh ins Bett – es wird ein langer Tag morgen.

Los ging es dann um kurz vor sieben am Fedaia- Stausee auf 2000 m. Anfangs vorbei an der Gedenkstätte für die Opfer der Eislawine im Juli 2022. Damals war aufgrund der anhaltend hohen Temperaturen im Sommer ein Teil des östlichen Gletschers abgerutscht und hat 11 Bergsteiger mit in den Tod gerissen die einfach nur zur falschen Zeit am falschen Ort waren.




600 hm Anstieg zum Aufwärmen, die erste (kleine) Gletscherüberquerung und ab in den Westgrat- Klettersteig.


Viel los ist auch hier glücklicherweise nicht. Aber es kommen uns etliche Leute am Stahlseil entgegen – warum gehen die alle runter da? Nach etwa 5 Stunden hatten wir die 500 Hm am Stahlseil und damit bereits den Großteil des Aufstiegs geschafft.


Dann kam aber noch eine gute halbe Stunde Gehgelände und wir waren alle froh endlich das Gipfelkreuz an der Punta Penia erreicht zu haben.


Brotzeit und verschnaufen – aber was kommt denn da daher? 2 Trailrunner halbnackt mit null Ausrüstung auf 3400 m. Auf die Frage wo sie raufgekommen sind meinten sie: über den Klettersteig.

Da stellt man sich doch auch die Frage warum wir so viel Ausrüstung mitschleppen und die ganz ohne auskommen. Aber im selben Verhältnis wie das Gewicht bei uns steigt das Risiko bei der anderen Partei und so sind wir uns einig auf der richtigen Seite zu stehen.

Noch ein paar schöne Gipfelfotos und runter durch ein weich angetautes Schneefeld und über ein kurzes Stück Klettersteig senkrecht runter auf das mittlere, große Gletscherfeld. Wir seilen uns zur Sicherheit auf dem schneebedeckten lieber an, sind aber wohl die Einzigen an dem Nachmittag die das tun.

Nach einer guten Stunde erreichen wir das Ende des Gletschers und suchen nach dem weiteren Weg Richtung Abstieg – besonders gut markiert ist der nicht.

An der stillgelegten Bergstation der Seilbahn sehen wir die Spuren der Verwüstung durch die Eislawine : ein von der Gewalt der Druckwelle talwärts verbogenes Haus – der Anblick hat sich eingebrannt – sowas sieht man nicht alle Tage.

Die letzten Meter runter bis zum Auto ist nochmal Konzentration gefragt weil man auf den Dolomit- Felsen genau darauf achten muss wo man hintritt.

Nach 11 Stunden und 1400 hm kommen wir wieder am Fedaiasee an und beschließen vor lauter Freude gleich auf der Hütten- Terrasse dort auf den erfolgreichen Tag anzustoßen.
Am Samstag war je nach Wetter-App ab 12 / 14 oder 17 Uhr Regen bzw. Gewitter angesagt. Also planten wir zur Sicherheit eine Halbtagestour mit Aufstiegshilfe durch die Seilbahn. Ziel war der Gipfel des Colac – erreichbar über die Via Ferrata die Finanzieri. Mit der ersten Gondel von Alba hoch und ab nach links zum Einstieg.
Da waren wir nicht allein. Etwa 20 Gleichgesinnte hatten dasselbe vor und wollten – wie wir – früh dran sein. Daher gab es beim Einstieg einen kleinen Stau der sich aber bald auflöste da alle in etwa gleich schnell unterwegs waren.



Die guten 500 Hm bis zum Gipfel waren steil- viel Reibungsklettern und aus meiner Sicht eher schwieriger als das Topo vermuten ließ. Nach 2 Stunden standen wir auf dem Gipfel und konnten uns von dort aus ansehen wo wir gestern hinaufgestiegen sind : die Marmolada Westseite.


Runter ging es etwas mühsam und steil über Schroffengelände am Seil entlang bis zum Wanderweg.



Mit fantastischen Ausblicken stiegen wir die letzte Stunde runter zu Plateau der Bergbahn. Das Wetter schien zu halten also gönnten wir uns noch ein Stück Kuchen. Davor aber mussten wir jeder noch sein individuelles Fortbewegungsmittel ausprobieren.



Den Rest des Nachmittags nutzten wir um das Museum über die Stellungen des ersten Weltkrieges an der Marmolada zu besuchen, das direkt am Fedaiasee anschaulich und mit vielen Originalfundstücken zeigt welchen Wahnsinn man damals schon vor über hundert Jahren auf 3000 m Höhe veranstaltete um sich gegenseitig umzubringen. Ganze 30 Monate wurde dort oben eine Stadt im Gletscher dazu benutzt Soldaten und Kriegsmaschinerie zu deponieren. Das zurückweichende Eis gibt auch heute immer mal wieder verrostete Utensilien dieses Wahnsinns frei – und auch wir haben gestern alte Mörserpatronen am Wegesrand liegen sehen.


Zum Abschluss machten wir am Sonntag noch den Ölberg- Klettersteig im Pfitschertal bei Sterzing. Leider nur zu dritt weil unsere Beatrice einen lädierten Zeh hatte.





So beeilten wir uns und schafften die 220 hm in knapp zwei Stunden incl. Hängebrücke und Abstieg. Auch schön aber ganz anders als die Tage zuvor. Viel Eisen zu Beginn und meines Erachtens wesentlich leichter als der Steig tags zuvor.


Es war ein super Wochenende waren wir uns bei der anschließenden Brotzeit und dem Cappuccino zum Abschluss einig. So kamen wir am Sonntagabend mit grandiosen Eindrücken – erschöpft aber glücklich in der Heimat an.
Mit dabei: Florian (Bericht), Martin, Beatrice und Michael (Führung)
Fotos: Divers