Eine Erlebnistour

17. – 21.07.2025 Sicherlich keine alltägliche Herausforderung welche einiges an Kondition und gute Trittsicherheit erfordert. Ursprünglich entwickelte sich der Stubaier Höhenweg aus traditionellen Handelswegen und Saumpfaden, welche auf eine viele Jahrhunderte zurückliegende Geschichte zurückblickt. So war es damals einfacher mit weniger Flussüberquerungen und unter weit trockeneren Bedingungen hoch über dem Tal voranzuschreiten. Erst mit dem Liftbau von Fulpmes 1960 und der Errichtung der Stubaier Gletscherbahn 1973 hielt der Tourismus im Stubaital Einzug. So wurden die Wege nach und nach markiert. Als strukturierte Route zu den Hütten lässt sich dieser allerdings nicht datieren. So ist es heute möglich diese Rundstrecke mit etwa 80 km und rund 6000 HM in 8 bis 9 Etappen von Neustift südöstlich des Stubaitals zum Talende an der Dresdner Hütte und nordwestlich des Tals zurück nach Neustift bestreiten, ohne ins Tal hinabzusteigen.

Wir hatten uns entschlossen unsere Rundtour am Waldcafé in Falbeson auf 1214 HM zu beginnen. Die frühe Anfahrt unter der Woche war gut gewählt und so genossen wir eine ruhige Fahrt durchs Inntal, über die Europabrücke, einen Teil der Brennerautobahn. Trotz des anfänglich durchwachsenen, eher regnerischen Starts wurden wir mit leicht bewölktem Himmel bei angenehmen Temperaturen empfangen. Nach einem gemütlichen Kaffee begannen wir unseren zunächst sanften Aufstieg durch den lichten Wald, vorbei an wilden Bergbächen und Almen. Nun wurde es zunehmend ein wenig steiler. So gewannen wir über aussichtsreiche Steige rasch an Höhe. Bald kamen wir in hochalpines Terrain und erreichten bei schönstem Wetter auf 2248 HM die Nürnberger Hütte. Hier genossen wir die Aussicht auf der sonnendurchfluteten Terrasse und staunten nicht schlecht, als sich hier ein Schaf verirrte.

Tags darauf ging es bei perfektem Wetter unseren höchsten Ziel entgegen. Schon nach den ersten Metern über den noch seichten Gletscherschliff wurde es einsam und zunehmend steil. Nah an der Felswand zog sich der Steig über einige Serpentinen hinauf. Der Blick hinüber zur 2968m Hohen Wand und somit zur italienischen Grenze über die Schneebedeckten Berge und türkiesen Seen belohnte unsere Mühen gleichwohl. Nun hatten wir bereits die auf 2762m Hohe Seescharte erreicht. Von hier sollten wir am Nachmittag den Weg zur Sulzenauhütte antreten. Doch nach einer kurzen Pause stiegen wir weiter und weiter nach oben. Der Steig wurde deutlich anspruchsvoller, ein Steinbock begrüßte uns hoch thronend und es ging an einer idyllischen Lacke vorbei. Am Abzweig zur 3052m hohen Gamsspitz stiegen wir für ein paar Meter etwas mühsam ab, überquerten ein flaches Schneefeld und stiegen amschließen über einen Kamm steil, mehr und mehr mit den Händen unterstützend hinauf. Die 3000m Grenze mit einer herrlichen Aussicht bis hin zu den Dolomiten und nun auch auf unser heutiges Ziel, den 3418m hohen Wilden Freiger, war erreicht. Nur mühsam, teils gesichert und zum Teil im tiefen Schnee war er erreichbar. Die Aussicht über das Becherhaus, den Pflerscher Tribulaun 3097 HM, das Zuckerhütl … einfach traumhaft.

Nach einem längeren Abstieg über den selben Weg erreichten wir abermals die Seescharte. Lang und steinig zog sich der Weg über einige Geröllfelder bei atemberaubender Kulisse hinab, bis uns endlich wieder das erste Grün und ein paar Schafe begleiteten. Der Blick auf den smaragdgrünen See und die in der Ferne zu erspähende Hütte ließ uns neue Kraft schöpfen. Doch noch war der Weg noch weit. Kurz bevor wir freudestrahlend unsere Hütte erreichten, trafen wir den Weltrekordler Phillip Ausserhofer bei Werbeaufnahmen. Er hatte den gesamten Stubaier Höhenweg in ganzen 12 Stunden und 57 Minuten bewältigt – alle Achtung!

Heute hatte wir Zeit genug, um die kurze aber dennoch herausfordernde Tour zu genießen. Zeitig ging es dennoch los. Der Pfad stieg eher seicht an. Mit Blick auf die Blaue Lacke liefen wir am Gletscherschliff oberhalb des Oberlaufs des Sulzbachs der als bekannter Grawafall im Stubaital in die Ruetz und über die Sill im Inn mündet. Nach einer Weile erreichen wir die Pfaffenlehner Wand unterhalb des wegen Steinschlag am 2903 HM hohen Großen Trögler gesperrten Weges. Über ein paar Serpentinen erreichen wir ein mit Seil und Tritten gesichertes Steilgelände. Anspruchsvoll aber wir haben unseren Spaß und genießen die Aussicht. Den Sulzenauferner-See unterhalb des mit 3507 HM höchsten Berg der Stubaier Alpen, dem Zuckerhütl und seinem Nachbarn, den Wilden Pfaff 3458 HM, gibt es durch die dramatische Gletscherschmelze erst seit ein paar Jahren. Trotzdem ist es noch immer einer der größten Gletscher der Stubaier Alpen und macht mächtig Eindruck.

Jetzt schlängelt sich der Weg in Serpentinen steil hinauf zum Beiljoch 2676 HM. Hier werden wir unerwartet von einer ganzen Schar an unzähligen Steinmännchen empfangen. Ein letzter imposanter Blick zurück und es geht zunächst über Platten hinab zu einer schmalen Felsnase wo wir bereits von weitem auf die Dresdner Hütte und den Stubaier Gletscher sehen. Sehr steil und über einen äußerst schmalen Steig geht es nun endlos, aber sehr vorsichtig hinab, unserem Ziel entgegen. Immerhin sind wir noch weit über 2300 HM über steilem Geröll unterwegs, ehe wir die Dresdner Hütte (2302 HM erreichen.

Der heutige Tag stellt uns den schönsten aber wohl auch anspruchsvollsten Teil unserer Tour bereit. Erstmal steigen wir den schönen Steig, unterhalb des Egesengrates, vorbei an einer kleinen Lacke bis auf 2500 HM hinauf. Die Forststraße kürzen wir weitgehend ab, nach einer Senke geht es nun einsam zum Mutterbergsee. Uns begegnet eine idyllische und weitläufige wunderschöne Landschaft. Seicht, in weiten Zügen oft sogar flach an steilen flanken führt uns der Höhenweg Kar um Kar weiter. Immer wieder geht es etwas steiler bergab und wieder bergauf, über einige Bachläufe und Wasserfälle. Im nur mäßig gesicherten Gelände steigen wir bei höchster Vorsicht immer wieder über heikle Kletterpassagen bis wir die Grawaggrabenscharte auf 2902 HM erreichen. Gerade steil erklommen mit irrer Aussicht zieht sich der Steig äußerst steil in die Tiefe. Unter uns ein Meer aus Stein, nun muss jeder Tritt sitzen, anfangs gibt es keine Sicherungen aber der Weg ist zu meistern. Nach einer Weile kommen ein paar Seile, Verankerungen und … plötzlich hängt ein etwa 50m langes Stahlseil im Nichts! Anhand dessen hangeln wir uns einzeln steil in die Tiefe. Geschafft!

Geschafft? Von wegen, nun balancieren wir über ein Meer an Blockwerk und Geröll, welches der benachbarte Gletscher hier über dem Toteis hinterlassen hat. Die Hütte längst im Blick und weit voraus kommt und kommt nicht näher. Schön und anstrengend zugleich geht es durch diese Mondlandschaft hinab. Immer wieder steigen wir über die verzweigten Arme des Falbesoner Bachs dem frischen Grün entgegen und erreichen schließlich die auf 2286 HM gelegene Neue Regensburger Hütte mit ihrem modernen aus Holz gefertigten Neubau. Sie ist die erste rein vegetarische Berghütte in Tirol und liegt in einer traumhaften Umgebung.

Nach vier Tagen bei perfektem Wetter im Hochgebirge tauschte das Wetter über Nacht sein Gesicht völlig. Schlechte Laune – weit gefehlt, so stiegen wir bei Regen steil hinab, bis wir nach Tagen nun wieder die ersten Bäume sahen.

Am Ende hatten wir eine erlebnisreiche und durchaus anspruchsvolle Tour, die uns allen viel Freude bereitet hatte. Wir waren auf gut 42 km in 5 Tagen mit bis etwa 7 Stunden, Gesamt 20 Stunden, unterwegs und bewältigten hierbei 3650 HM. Eine gute Vorbereitung und auch das passende Wetter war für diese Tour, gerade auf einigen Passagen, maßgeblich. Nicht von ungefähr ist der Stubaier Höhenweg in großen Teilen als schwerer Bergweg beschildert!
Teilnehmer: Veronika Eisner, Sandra Kirchhof, Peter Baierl
Fotos: Veronika Eisner, Sandra Kirchhof, Peter Baierl, Markus Zimmermann
Bericht und Tourenleitung: Markus Zimmermann




















