In eisiger Weite

Hochtour am Gepatschferner im Kaunertal

07.-09.08.25, mit Karola Rübensaal und Hans Sterr – Wie sehr die Gletscher schmelzen, ist sogar bei Nichtbergsteigern bekannt. Und deshalb ist es gar nicht mehr einfach, leichtere, aber lohnende Gipfelziele im Hochgebirge zu finden. Am Gepatscherferner im Kaunertal sind wir aber wieder fündig geworden.

Kurze Rast am Gepatschhaus

Unsere Tour startet nach der Zahlung einer nicht gerade günstigen Mautgebühr der Kaunertalstraße am Gepatschhaus, wo wir eine kleine Rast einlegen. Schön gelegen und außer dem recht neu und schick renoviert. Tolle Arbeit der Sektion Frankfurt!

Unser Aufstieg beginnt

Dann fahren wir kurz zum Parkplatz Ferner Garten. Dort zieht schon wunderbar der Wanderweg hinauf, mit ersten Ausblicken zu unserem eigentlichen Hauptziel, der Weißseespitze.

Weißseespitze mit dem Felszacken, dem „Zahn“
Roter Begleiter

Der Weg führt weiter an der Moräne des noch in Jahrzehnten viel mächtigeren Gepatschferners. Wie sehr die Abschmelzung zunimmt, kann unser Tourenleiter Hans bezeugen, der zuletzt 2016 hier war: Die Gletscherzunge hat sich schon seitdem um hunderte Meter zurückgezogen. Trotzdem wandern wir in der trotzdem schönen Landschaft hinauf, bis wir mit einhundert Höhenmetern Abstieg die Gletscherzunge erreichen.

Hier geht’s hinunter zur Gletscherzunge

Der Gletscher ist völlig aper, sodass wir auf das Anseilen verzichten können und uns nur mit Pickel und Steigeisen ausrüsten müssen.

Der Weg über das Eis ist heute nicht sehr weit, bis wir den Felsanstieg hinauf zur Rauhekopfhütte, 2.731m, erreichen.

Wir werden vom ehrenamtlichen Hüttenpersonal begrüßt und dürfen uns in der gemütlichen Hütte einrichten.

Und wir alle profitieren von der Dusche draußen, die durch eine ausgefuchste Lösung für alle warmes Wasser bereithält. Am wahrsten Sinne: Sauber!

An der Hütte bekommen alle Teilnehmer*innen noch einen Auffrischungskurs zur Spaltenbergung – man will ja up to date sein.

Trockenbergung

Dann dürfen wir noch den schönen Hüttenabend genießen, der uns durch einen tollen Sonnenuntergang verschönt wird.  So ein Auftakt!

Abend auf der Rauhekopfhütte

Am nächsten Tag starten wir um 6:30 Uhr mit dem Frühstück, um möglichst früh aufsteigen zu können. Denn es sind hohe Temperaturen angesagt, die uns am Gletscher behindern könnten.

Morgenlicht am Glockturm

So ziehen wir erst über die Felsen hinauf bis zum Übergang zum Gletscher und seilen uns dort an.

Alle bereit für das Eis

Der Start ist recht einfach, aber genau dort, wo es steiler wird, liegt nun Schnee. Das wäre eigentlich kein Problem, wenn er hart wäre, aber wir brechen in den Harsch ein.

Vom aperen Bereich zum Schnee hinauf
Rückblick zum Gepatsch-Stausee
Schnee mit Weitblick

Und die Schneedecke verbirgt uns kleine Spalten, wo wir immer wieder gerne unsere Haxen reinstecken. Nicht gefährlich, aber kräftezehrend.

Haxenstolperer
Eisige Weite des Gepatschferners

Trotzdem erreichen wir alle gut unser Hauptziel unserer Tour, die Weißseespitze auf 3.510m.

Gleich sind wir …
… fast schon …
… ganz oben!

Wir dürfen nun nicht nur unsere Rast genießen, sondern auch unseren Ausblick in die fantastische Bergrunde für Kenner: Wildspitze, Weißkugel, Similaun, Berninagruppe, Ortler und viele mehr. So ein Traum!

Langtauferer Spitze (links) und Weißkugel
Ortler-Gruppe
A bisserl rasten

Nach längerer Rast beginnen wir den Abstieg und wählen unseren neuen Pfad entlang des Eismeers des Gepatschferners in Richtung unserer neuen Unterkunft, dem Brandenburger Haus.

Dort plagt uns allerdings auf dem Gletscher der weiche Schnee und kostet uns viel Zeit. Das Brandenburger Haus scheint einfach nicht näher zu kommen.

Der Weg zum Brandenburger Haus zieht sich
So würde es schneller gehen

Und mancher muss sich in einer Spalte unfreiwillig bis zum Kopf verstecken und dadurch die Spaltenbergung in anstrengender Form üben. Schnaufpause verdient!

Aber dann haben wir den Gletscher doch hinter uns, auch wenn sich dann noch die Höhenmeter hinauf bis zum Brandenburger Haus ziehen. Und dass wir dann noch im dritten Stock wohnen, lässt uns nach der Anstrengung die Stufen hinauf zählen.

Das Hüttenpersonal ist aber wieder sehr nett und hilfsbereit, und wir werden nach der Dehydrierung der langen Tour wieder mit Getränken versorgt.

Wir genießen das Leuchten des Sonnenuntergangs.

Der Abend und der Morgen verzaubern uns außerdem den Ausblick mit dem auf- bzw. untergehenden, leuchtenden Vollmond. Verdientes Geschenk an uns!

Mondaufgang über dem Schalfkogel (rechts daneben die Hintere Schwärze)
Monduntergang über dem Tal der Weißkugelhütte

Auch mit dem Essen und unseren zwei Viererzimmern können wir sehr einverstanden sein. Man dürfte noch raten, ob im Männer- oder im Frauenzimmer nachts geratzt wurde, aber wir würden über Frauen nie etwas Schlechtes sagen.

Morgenlicht an der Weißseespitze …
… und der Mutspitze. Ganz links der Similaun
Weißkugel
Lange Schatten an der Weißseespitze

Um 6 Uhr starten wir mit dem Frühstück, denn nach dem Vortag wollen wir sehr früh unterwegs sein.

Der Abstieg beginnt

Und da schau her: Der Schnee trägt dann (meistens) und so können wir deutlich besser gehen.

Wir kommen schließlich zum ausgeaperten Teil, den wir gelassen unter uns nehmen können. So erreichen wir entspannt den Felsgürtel, über den wir wieder zur Rauhekopfhütte absteigen. Dort kehren wir noch zu Kaffee und Kuchen ein.

Das Zwischenziel …
… ist fast so nahe …
… wie die Kaffeepause

Ein eigenes Wort zu dieser Hütte der Sektion Frankfurt: Es wird schwer sein, eine so gemütliche, aber mit allem ausgestatte Hütte zu finden. Außerdem verlangen sie einen fast schon unglaublich günstigen Preis für Übernachtung und Halbpension. Aber was man am meisten toll finden muss: Die Rauhekopfhütte wird nur von Ehrenamtlichen geführt, die ihren Urlaub für diese Einsätze nutzen und dabei eine super Arbeit abliefern. Wir danken dabei insbesondere unseren zwei Stefans und ihren Söhnen, die uns dort ausgezeichnet betreut haben. Und einen schönen Humor haben sie auch noch … sakrischer Dank an unser Hüttenteam!

Die Super-Stefans, mit Hans in der Mitte

Dann steigen wir die Felsen hinunter, bis wir die Gletscherzunge erreichen. Wir überqueren sie problemlos wieder mit Pickel und Steigeisen.

Über der Gletscherzunge
Der Gletscherabstieg führt erst hinauf
Gletschermühle

Wir steigen wieder auf zur Seitenmoräne, die uns hinunterführt zu unserem Parkplatz am Ferner Garten. Von dort machen wir uns geschafft, aber hochzufrieden auf die Heimfahrt.

Letzter Blick zur Weißseespitze …
… dann geht’s zum Gepatschhaus mit Stausee

Tourenleiter: Karola Rübensaal, Hans Sterr
Teilnehmer*innen: Ingrid Eiblmeier, Reiner Kaifel, Walter Kratzer, Antje Lohrmann, Wolfgang Mayr und Sonja Schupsky
Fotos und Bericht: Hans Sterr

Archiv